Antworten auf Letzte Fragen
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Warum hängen an unbenutzten Kränen immer Tische oder Betonmischer? (11. 12. 99)

An Kränen hängende Tische sind als Goldfische der Baustellen zu betrachten, zeigen sie als Symbol der friedlichen Zusammenkunft doch die erfolgte Zahlung gewisser Gelder an. Betonmischer werden in diesem Zusammenhang als Ablehnung einschlägiger Angebote und Hinweis auf bestimmte Bestattungsrituale verstanden. Sollten sich beide Baustelleneinrichtungsgegenstände gleichzeitig am Kran befinden, wird damit auf eigene Tätigkeit im Gewerbe hingewiesen, während das Fehlen sämtlichen Hängewerks auf grenzenlose Naivität und das Aufkommen künftiger Probleme schließen lässt. Peter Woltersdorf,

Berlin-Kreuzberg

Woher sollte man denn so schnell einen Hinkelstein bekommen?

Bernhard Herwig, Freiburg

Mein lieber Opa, seinerzeit selbst Bauunternehmer, erklärte mir vor rund 23 Jahren, dass dies das Symbol für Wohlstand und Feierabend in unserem Lande sei.

Markus Huneke, Minden

(kein Bauunternehmer)

Die Tische sind meist Tischkreissägen. Tischkreissägen und Betonmischer sind zwei Accessoires, ohne die eine Baustelle gar keine Baustelle wäre. Deshalb werden diese in Zeiten, in denen nicht gearbeitet wird, demonstrativ ausgestellt. (Und zwar in einer Höhe, wo die Banausen, die sie lieber in ihren Schuppen verstecken wollten, nicht dran können! )

Eberhard Sauter, Oldenburg

1. Kräne, Tische oder Betonmischer treten häufig gemeinsam auf, da sie demselben Zweck dienen, nämlich der Bauwirtschaft.

2. Überdies sind sie meist zu denselben Zeiten unbenutzt, nämlich wenn die Baustelle ruht, sei es auf Grund anbrechender Wochenenden oder hereinbrechender Pleiten.

3. Herumstehenden Kräne, egal ob alleinstehend oder behängt, droht nur ein geringes Diebstahlrisiko, da sie einerseits schwierig zu klauen, andererseits für den Durchschnittskonsumenten nur bedingt nützlich sind.

4. Ganz anders sieht dies auf Grund der vergleichweise einfachen Transportierbarkeit und ihres hohen Nutzwertes für einsam herumstehende Tische (ästhetische Aufwertung des privaten Wohn- oder Hobbykellerbereichs) und Betonmischer (nützlich etwa beim Zubetonieren des Vorgartens) aus.

5. Werden diese gefährdeten Werkzeuge vor Feierabend daher aus dem Zugriffsbereich gemeiner Erdbewohner entfernt, indem der Kran sie hochzieht, dient dies ihrer Sicherheit: Nun lassen sie sich nur noch klauen, indem vorher das Krankabel durchschossen wird, was hohe technische Qualifikationen des Diebes (Zielgenauigkeit) voraussetzt und regelmäßig eine nicht zu vernachlässigende Beeinträchtigung im Nutzenwert des Diebesgutes zu Folge hat.

6. Wenn die Zahl der Betonmischer und Tische die Zahl der Kräne übersteigt (sie ist niemals kleiner), kann es vorkommen, dass weitere Tische oder Betonmischer im Bereich der Baustelle am Boden stehen, was den Dieben gerechterweise eine Chance lässt.

7. Insgesamt strebt der in der Frage benannte Brauch also weniger den Schmuck des Krans als den Schutz von Tisch und Betonmischer an. Leo Kauter

Die vielen Werkzeuge (Leitern, Tischkreissägen, Betonmischer u.ä.) werden von den Bauarbeiter(Innen)n nach Feierabend extra für die potenziellen Baustellendieb(Innen)e dort aufgehängt. Damit wird signalisiert: Hier gibt es was Hübsches zu klauen und das auch noch ohne große Anstrengung! Denn die Bauarbeiter(Innen) und auch die Dieb(Innen)e wissen, dass jeder Kran eine „Notablassvorrichtung“ haben muss, die auch ohne Schlüssel und Strom funktioniert. Also, einfach mit dem „Flucht-Lkw“ unter den Kran, Notablass betätigt, und die schönen Werkzeuge kommen direkt auf die Ladefläche geschwebt. Ohne dass man/frau sich den Rücken krumm machen muss oder gar einen sog. Bruch hebt. Leider sind aber die meisten Baustellen schon so leer geräumt, dass nur noch Leitern und Tischkreissägen übrig sind, und die sind den Dieb(Innen)en schon über. Deshalb hängen sie auch nach Wochen und Monaten noch unberührt dort oben. Siegmar Daume, Eilenburg

Das Aufhängen von Arbeitsgeräten gilt unter Bauarbeitern als interlingual verständliches und weithin sichtbares Signal, den Kollegen mitzuteilen: „Heute andere Baustelle!“ Fabian Torns,

Dortmund

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Ist es zweckdienlich, beim Schneiden von Papier vermittels einer großen Schere die Lippen nach innen zu klappen und dann möglichst fest zusammen zu pressen ? (11. 12. 99)

Mein hassgeliebter Biolehrer Dr.Dr.Dr.hc Mamsch erklärte uns dieses menschliche Verhalten als teilweise rudimentären Zahnschutzreflex (tritt auch beim Gehen mit besandeten Ledersohlen schleichend auf Küchenfliesen auf) Fremdkoerper@t-online.de

Das ist in der Tat sehr zweckmäßig. Dann kann man nämlich nicht die Zungenspitze aus dem Mundwinkel strecken. Das sieht noch viel bescheuerter aus; außerdem riskiert man, sich bei einem etwaigen Fehlschnitt selbige versehentlich abzubeißen. Maike Janßen,

Berlin

Natürlich! Aber es soll auch Leute geben, denen es mehr hilft, wenn sie sich dabei zusätzlich mit der Zunge über die Lippen fahren.

Ulrike Muthmann, Aachen

Um Himmels willen: Nein!!! Beim Schneiden von Papier und anderen Materialien muss man die Lippen grundsätzlich locker lassen, vielleicht sogar leicht öffnen, damit die Zunge die Möglichkeit hat, leicht aus dem Mund herauszukommen, um dann an der frischen Luft die Konturen der zu schneidenden Form nachzuzeichnen. Wie würde es denn aussehen, wenn die Zunge in der engen Mundhöhle diese Bewegungen nachvollziehen müsste? Barbara

Kirsch, Lüneburg

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Um wie viel nimmt man/frau maximal zu, wenn er/sie 1 Kilo Gummibärchen verzehrt? (6. 11. 99)

Betr. Abdruck der Formel („falsch“), Korrekturen der Formel („jetzt ist alles klar“ und „aber jetzt müsste wirklich alles klar sein!“) von Steffen Sachtleber sowie Korrekturkritik von Markus Frieauff in den taz-mags vom 13. & 27. 11. sowie 4. & 11. 12. 99:

Unermüdliche Selbstversuche hatten mich zu dem Schluss geführt, dass die abgedruckte Formel von Prof. Dr. Sachtleber nicht richtig sein konnte. Meine erste Vermutung: Er kommt aus dem Ostteil der Stadt und hat seine Erkenntnisse an irgendwelchen VEB-Süßwaren-Bärchen gewonnen. Aber die Selbstversuche anhand der zum zweiten Mal korrigierten Formel haben ergeben: Jetzt stimmt alles! [Juchu! – d.Red.]

Deshalb: uneingeschränkte Unterstützung für Markus Frieauff! Auch ich fordere den Abdruck eines Fotos von Steffen Sachtleber. Dieser Brief hat, so kann man wohl sagen, Furore gemacht. Steffen Sachtleber wörtlich: „Na gut. Wichtiger ist mir aber die Debatte um das Problem.“ Der sympathische Wahl-Lichtenberger (33) würde sich über weitere Zuschriften sehr freuen. Der Rummel um seine Person hat ihn nicht unberührt gelassen. Trotzdem ist der Ex-Köpenicker (32) der freundliche junge Mann von nebenan geblieben, mit dem man jederzeit eine Tüte Gummibärchen stehlen gehen könnte. Wann erscheint er auf der Wahrheit-Seite als „Gummibärchen des Tages“? Grüße

Peter Sinram (00000684)

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Was ist schwerer? Sich an etwas Vergessenes zu erinnern oder seine Erinnerungen zu vergessen? Und was ist wichtiger? (11. 12. 99)

Wenn man Vergessen gleich setzt mit etwas essen, erweist sich der Verzehrvorgang natürlich als der schwierigere. Man denke an die geeignete Nahrungsbeschaffung, die dem zu Vergessenden gleicht. Das ist oft nicht einfach, kostet Geld und erfordert Fantasie und eine Menge Zeit. Der psychologische Effekt ist jedoch phänomenal, man fühlt sich trotz Gewichtszunahme enorm leichter, da das zu „Vergessende“ nun verdaut ist. Sich an etwas Vergessenes zu erinnern, erfordert nicht ganz so viel Mühe. Man stelle sich nur Geschmack, Duft, Ort des „Gerichtes“ vor – und schon kommen die Erinnerungen an das Vergessene. Um diese dann wieder zu vergessen, benötigt es aufwendigere „Gerichte“. Beide Vorgänge sind von enormer Wichtigkeit und somit gleichbedeutend. Siehe auch „Das Kochbuch des Vergessens“.

Anke Kottlors, Freiburg

Ist doch ganz einfach: Was einer wirklich wichtig ist, vergisst sie nicht. Einzige Ausnahme: die Geheimnummer der Scheckkarte. Sich an diese vor dem Automaten zu erinnern, ist nicht leicht. Dies zu lösen, ist sicherlich eine der großen Aufgaben für das nächste Jahrtausend. Erinnerungen zu vergessen, ist weitaus schwieriger, betrifft dies doch in der Regel unangenehme Dinge, Peinlichkeiten, Unsympathen, nicht erledigte Aufgaben etc. Da einem diese Erlebnisse / ZeitgenossInnen besonders peinlich / unsympathisch sind und man sich darob schämt / aufregt, ist das oft sehr schwer. Dabei ist gerade das Vergessen dieser Vorfälle und Personen besonders wichtig. Wie sagte doch Shakespeare: Wo Nichtwissen Seligkeit, ist es Torheit, klug zu sein. Rita A.

Herrmann, Hannover