: Was vor 1.000 Jahren passierte
Um 1000 treibt ein Sturm den Wikinger Leif Eriksson und seine Schiffsbesatzung über den Atlantik. Zufällig erreichen die Seefahrer Labrador an der nordamerikanischen Küste. Sie sind damit die ersten bekannten Abendländer, die den amerikanischen Kontinent betreten – knapp fünfhundert Jahre vor dem genuesischen Seefahrer in spanischen Diensten, Christoph Kolumbus.
In Städten des heute deutschsprachigen Raumes bilden sich die Handwerkerberufe heraus. In einigen Städten werden die ersten mehr als einstöckigen Häuser gebaut; ihre Bewohner sind Wohlhabende.
Im Jahr 998 zieht Kaiser Otto III. (980 – 1002) mit seinem Heer über die Alpen nach Rom, erobert die Stadt und macht sie zum Zentrum des Reiches, das später das „deutsche“ heißen wird.
Das Selbstverständnis des erneuerten Imperiums als römisches Reich erlaubt die Anknüpfung an den universellen Hoheitsanspruch des altrömischen Imperiums und eine Deutung der deutschen Kaiserschaft als letztes Reich der Weltgeschichte.
Otto III. organisiert seine Hofhaltung im Palast auf dem Palatin nach byzantinischem Vorbild. 999 bricht Otto – von der kirchenreformerischen Strömung stark beeindruckt – von Rom in die Stadt Gnesen auf, damals die größte Polens.
Am Grab des während der Missionierung der Pruzzen erschlagenen Prager Bischofs Adalbert gründet Otto im Jahr 1000 in Gnesen ein polnisches Erzbistum. Herzog Boleslaw I. hat sich machtpolitisch für die Römische Kirche und gegen Byzanz entschieden und erhält den Ehrentitel „Freund des römischen Volkes“. Otto zieht nach Aachen, wo er das Grab Karls des Großen öffnen lässt, um sich in dessen Nachfolge zu stellen.
Die Reise Ottos geht wieder zurück in den Palast nach Rom, den er jedoch nicht lange genießen kann. Im Jahre 1001 vertreibt ihn ein Aufstand aus Rom. Im selben Jahr schickt man eine Königskrone an Stephan I. von Ungarn, um das Land ähnlich wie Polen in die Konzeption des römisch-christlichen Universalreiches einzubeziehen.
Otto will Rom zurückerobern, stirbt jedoch am 23./24. Januar 1002 einundzwanzigjährig auf der Burg Paterno nördlich von Rom. Beigesetzt wird er im Münster zu Aachen.
Um das Jahr 1000 herum entwickelt sich das Christentum endgültig von einer prophetischen in eine institutionelle Religion. Astrologische Prognosen gelten nur dann als unverdächtig, wenn sie das christliche Deutungsmonopol über das Morgen nicht antasten.
Der Himmel gilt vielen Menschen nicht mehr als heilig, zumindest außerhalb des christlichen Einflussgebietes. Aus dem arabischen Raum werden erste, freilich konsequent missglückende Flug- und Schwebeversuche überliefert.
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