: Letzte Bug-Prophylaxe
Auch wer sich nicht von der Millenniumspanik hinreißen lässt, sollte ein paar Dinge beachten
Berlin (taz) – Dem „Fahrstuhl zum Schafott“ sind heute Nacht alle Wege geebnet, wenn der Computerchip des Lifts fälschlicherweise statt auf das Jahr 2000 auf 1900 umstellt. Deshalb sollte um null Uhr niemand mit einem Aufzug fahren.
Die Elektrizitätswerke warnen davor, kurz nach Mitternacht alle Stereoanlagen und elektrischen Zahnbürsten zu testen. Das Stromnetz könnte dann zusammenbrechen. Auf jeden Fall also autonome Lichtquellen bereithalten: Taschenlampen, Kerzen, Gaslampen, Fackeln.
Der Heimcomputer sollte spätestens heute auf Jahr-2000-Fähigkeit überprüft werden. Updates gibt es im Internet oder den diversen Computerzeitschriften am Kiosk. Wichtige Dokumente sollten ausgedruckt oder auf Diskette gespeichert werden. Probleme mit der Jahrtausendgrenze gab es bereits bei Microsoft. Das amerkanische Unternehmen kündigte auf seiner Website neue Bücher über das Betriebssystem 2000 für den Januar 1900 an.
Bargeld im Portemonnaie ist kein Fehler, denn die vorsorgenden Nachbarn könnten in Millenniumspanik den Geldautomaten leeren. Dann gibt’s am ersten Januarnix mehr. Kontoauszüge sollten gleich mit gezogen werden, falls der Bank die Dateien abstürzen. Dann kann immer nachgewiesen werden, wie viel Kapital auf dem Konto steht.
Wegen eventuellen Unterbrechungen der Wasserversorgung sollten Badewanne, Eimer oder High-Tech-Trekking-Wasserreservoir gefüllt werden.
Da die Datumsgrenze von Osten um die Welt wandert, lohnt es sich, Radio zu hören. Die Crashs in Neuseeland werden als erste gemeldet. Auch wegen eventueller Katastrophenwarnungen sollte der Rundfunkempfänger laufen, natürlich mit Batterie.
Hamsterkäufe sind nicht notwendig. Im Fall des Overkills wird der Katastrophenschutz die Grundversorgung sicher stellen. Da aber die Nachbarn das vielleicht nicht wissen, solle sich jeder auf überfüllte Supermärkte, lange Schlangen und ausverkauftes Dosenbrot einstellen.
Millennium-Nachwehen könnten falsche Rechnungen oder Mahnungen sein. So wurden in Aachen bereits fünf Bücherfreunde aufgefordert, ihren Lesestoff unverzüglich zurückzubringen. Sie seien bereits hundert Jahre in Verzug. In Tschechien sollten Kunden eines Telekommunikationsunternehmens ihre Schulden „bis zum 2. Januar 1900“ begleichen. Isabelle Siemes
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