: „Versöhnung ist noch ein ganz anderes Thema“
Produzent Don Edkins hofft, dass seine Filme den Auftakt zu einer Vergangenheitsdebatte bilden
Don Edkins, 46, ist Filmemacher in Südafrika und Produzent der vierteiligen Serie „Landscape of Memory“. Er verließ das Land 1976, um nicht in die Apartheid- Armee eingezogen und in den Krieg nach Angola geschickt zu werden. 1994, nach dem demokratischen Wandel in seinem Heimatland, kam er zurück.
taz: Die vierteilige Filmserie „Landscape of Memory“ ist im südlichen Afrika ohne Vorbild, selbst in Südafrika, das den Schritt gewagt hat, seine jüngste Vergangenheit in einer Wahrheitskommission aufzuarbeiten. Wie ist das Projekt entstanden?
Don Edkins: Die Idee entstand vor drei Jahren innerhalb von SACOD, einer Gruppe von Filmemachern aus dem gesamten südlichen Afrika. Mir selbst ging es auch darum, wegzukommen von der reinen Betrachtung der Apartheid – hin zu der Frage: Wie erreichen unterschiedliche Länder Versöhnung in einem weiteren Sinne? Wie gehen die Menschen mit einer Vergangenheit um, die überall voller Grausamkeiten war? Wie werden die Wunden aus der Vergangenheit geheilt? Werden sie überhaupt geheilt?
Kann es auf diese Fragen eine Antwort geben?
Nein, keine einheitliche. Jedes Land ist seinen eigenen Weg gegangen, und deshalb war es für mich auch wichtig, die einzelnen Beiträge von Regisseuren aus den jeweiligen Ländern drehen zu lassen. Wir wollen eine Diskussion darüber anstoßen, wie die Menschen geheilt werden können. Selbst in Südafrika haben wir bislang keine Versöhnung erreicht. Die Wahrheitskommission dort hat einige Wahrheit gefunden, mehr aber nicht. Versöhnung ist noch einmal ein ganz anderes Thema.
Südafrika ist zur Zeit das einzige Land, in dem die Serie im Fernsehen gezeigt werden darf. In den anderen Ländern erreichen die Filme ihre Zielgruppe gar nicht.
Wir hoffen natürlich, dass das nicht so bleibt. In Mosambik soll jetzt eine portugiesische Übersetzung erstellt werden, die dann ebenfalls im Fernsehen ausgestrahlt wird. In Namibia sieht das anders aus. Wir haben dort den Film aber immerhin drei Mal in einem Theater in Windhuk zeigen können, auch vor Swapo-Parlamentsmitgliedern.
Wie war die Reaktion?
Die Reaktionen waren unterschiedlich. Klar ist, dass eine Diskussion nicht länger unterdrückt werden kann. Alle drei Vorstellungen waren ausverkauft. Mittlerweile gibt es zwei Opfergruppen, die eine öffentliche Aufarbeitung fordern, einzelne sogar eine Wahrheitskommission nach südafrikanischem Vorbild. Wichtig ist auch, dass in dem Film mit dem heutigen Erziehungsminister Angula jemand zu Wort kommt, der erklärt, die Partei müsse Selbstkritik üben.
Noch anders liegt der Fall in Simbabwe. Dort werden Leute, die den vor zwei Jahren veröffentlichten Bericht zu den Verbrechen im Matabeleland öffentlich herumtragen, vom Geheimdienst verfolgt.
Ja, Simbabwe ist zweifellos der schwierigste Teil. Bisher ist dort an eine Vorführung nicht zu denken, aber wir werden es weiter versuchen. Es ist doch paradox: Die Menschen dort haben einen Krieg für die Befreiung geführt, aber sie sind bis heute nicht frei.Mosambik: „From the ashes“. Regie: Karen Boswall und Joao Ribeiro. Namibia: „Nda mona. I have seen“. Regie: Richard Pakleppa. Südafrika: „The unfolding of sky“. Regie: Antjie Krog und Ronelle Loots. Simbabwe: „Soul in torment“. Regie: Prudence UririIn Deutschland kann die Serie bei medico international ausgeliehen werden.
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