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Israels Präsident Eser Weizman gerät in Bedrängnis

Der Staatschef soll von einem Geschäftsmann Geldgeschenke erhalten haben. Nun wird über seinen Rücktritt spekuliert. Der Nachfolger steht schon so gut wie fest: Schimon Peres

Jerusalem (taz) – „Barak unterstützt die Kandidatur von Schimon Peres für das Amt des nächsten Präsidenten“, meldete die liberale Tageszeitung Haaretz gestern auf ihrer Titelseite. Und der Abgeordnete Tommi Lapid von der antireligiösen Schinui-Partei will es gar selbst vom Präsidenten gehört haben: „Innerhalb von vier Monaten tritt Eser Weizman ab.“

Als Grund dafür, so behaupten Journalisten, die ebenfalls „Informationen aus erster Quelle“ haben wollen, werde die angeschlagene Gesundheit des Präsidenten vorgegeben werden. Israels Staatsoberhaupt weist vorläufig alles Gerede von sich. „Seine Gesundheit ist gut“, erklärte Arie Schummer, Generaldirektor in der Präsidentenloge. An den Gerüchten über einen möglichen Rücktritt sei „kein Funken Wahrheit“.

Grund für den diskutierten Rücktritt von Eser Weizman sind die jüngsten Veröffentlichungen über den Transfer hoher Geldsummen von Seiten des französischen Textilmagnaten und Millionärs Edward Sarussi an Eser Weizman. Die Zuwendungen belaufen sich auf insgesamt 453.000 US-Dollar, die in monatlichen Überweisungen während der Jahre 1988 bis 1993 auf ein Treuhandkonto flossen. Damals war Weizman Knesset-Abgeordneter. Der Präsident streitet den Erhalt des Geldes nicht ab, sagt jedoch, es handele sich um „das Geschenk eines enges Freundes“. Weizman sei nach Beratungen mit seinem Anwalt davon ausgegangen, dass „die Überweisungen nicht gesetzwidrig sind“.

Die Angelegenheit wird derzeit vom Oberstaatsanwalt in Jerusalem geprüft. Weizman hat seine volle Kooperation bei den Untersuchungen zugesagt. Er engagierte indes den israelischen Staranwalt Jaakow Weinrot, der derzeit auch das Ehepaar Sarah und Benjamin Netanjahu in der Affäre der „gestohlenen Staatsgeschenke“ vertritt.

In einer Pressekonferenz enthüllte gestern der Reporter Yoav Yizhak, der die Affäre vor einigen Tagen an die Öffentlichkeit brachte, zusätzliche Geldzahlungen von Sarussi an Weizman. So sei 1984 bis 1986 die Summe von 6,5 Millionen Dollar an die politische Bewegung „Yachad“ („Gemeinsam“) geflossen, die Weizman gegründet hatte und mit der er bei den Knesset-Wahlen 1984 antrat. Angehörige der Bewegung begründeten auf Anfrage der Haaretz rückblickend die Zahlungen damit, dass Sarussi glaubte, Weizman bringe den Frieden. Die Recherchen von Yizhak ergaben, dass Weizmann von dem Konto der Bewegung insgesamt 65.000 Dollar abhob, angeblich um private Steuerschulden zu bezahlen.

ber den Verbleib der übrigen Gelder, die Weizman in den Folgejahren erhielt, gibt es nur Spekulationen. Ein Teil der Zuwendungen sei demnach für die Rehabilitation des kriegsversehrten Sohnes Schauli Weizman verwendet worden. Dagegen spricht, dass die Zahlungen nach einem tödlichen Autounfall Schaulis 1991 andauerten. Die Familie verweigert derzeit die Auskunft unter dem Hinweis, dies sei eine „Privatangelegenheit“, und verweist auf die Untersuchungen des Oberstaatsanwaltes.

Sollte das Ergebnis der Untersuchungen einen Rücktritt Weizmans zwingend machen, wäre seine Nachfolge durch Schimon Peres, der nicht nur von Premierminister Barak und seiner Partei unterstützt wird, sondern zudem über weite Sympathien im Volk verfügt, so gut wie sicher.

Susanne Knaul

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