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So subversiv wie ein DJ Bobo

■ Einmal wöchentlich will der Kinderkanal in „beatz per minute“ erklären, dass Popstars doch auch nichts anderes sind als Jogurts

„Drei Frauen, fünf Kinder, eine Sendung“ – so könnte das „Making of ‚beatz per minute‘“ heißen, denn so fing alles an: Als die TV-Journalistinnen und Mütter Heike Raab, Elle Langer und Lucia Brauburger feststellten, dass es keine vernünftige Musiksendung für ihre Kinder gibt, entwickelten sie 1998 kurzerhand selbst ein Konzept und boten es dem ZDF an.

Seitdem hat sich die Idee zwar von einer Studiosendung mit Publikum für Vorschulkinder zu einem Vor-Ort-Magazin für Zehn- bis 13-Jährige gewandelt, letztlich aber geht es immer noch um das Gleiche: wie bei einem „Making of ...“ die Geschichte hinter der Geschichte erzählen, die Realität hinter der Oberfläche der Stars und der Musikindustrie zeigen.

Zwischen „Bravo-TV“ und der guten alten „Maus“

Doch zunächst ist „beatz per minute“ auch nichts anderes als die übliche Mischung aus Starporträts, Videoclips und Gewinnspielen – mit der Einschränkung, dass es der öffentlich-rechtliche Kinderkanal ausstrahlt und nicht bei RTL2. Weshalb das bunte, schnelle Magazin nicht nur ein braver Abklatsch des Konsumentenköders „Bravo-TV“ geworden ist, sondern zugleich auch stark beeinflusst von jenem medienpädagogischen Evergreen namens „Sendung mit der Maus“ und dessen „Wie kommt die Musik eigentlich auf die CD?“-Ansatz.

In der ersten Folge geht es dementsprechend die ganze Zeit um die Frage: „Was ist DJing? Woher kommt das? Wie wird man DJ?“ Moderator Daniel Aminati, Ex-Leadsänger der Boygroup Bed&Breakfast, tummelt sich dafür u.a. im legendären Berliner Techno-Club Tresor und dessen DJ-Schule. In der Folge über Plattenfirmen erfährt der Fan-Nachwuchs, dass es über 1.000 „Labels“ in Deutschland gibt, aber nur fünf „Majors“ – und natürlich, was das denn sind, „Labels“ und „Majors“. Zur Illustration stellt die Musikerin Mia dem Moderator und den Zuschauern ihre Plattenfirma BMG Berlin vor sowie ihren A&R- bzw. Marketing-Manager.

Sonderlich in die Tiefe gehen die 25-minütigen Folgen zwar nicht, aber dafür erfahren die jungen Zuschauer in kleinen „History“-Beiträgen Wichtiges über die Pop-Omi Madonna oder prähistorische Phänomene wie ABBA und Disco; im „Starcheck“ erzählt dann der 14-jährige Sänger Jonas „ganz privat“, wie viel Spaß es macht, Popstar zu sein; in der Sektion „Headbeatz“ geht es um Seitenaspekte wie Coverdesign; und in den „News“ gibt’s den letzten Tratsch über Puff Daddy.

Aber den Produzentinnen geht es laut Heike Raab ja auch vorrangig nur darum, „klar zu machen, dass ein Popstar auch nichts anderes ist als ein Jogurt“. Mit Musikpädagogik oder gar Subversion hat diese unterhaltsame Aufklärungssendung so viel zu tun wie DJ Bobo mit Kunst. Aber zu wissen, dass Madonna insgesamt 200 Millionen Platten verkauft hat, dürfte kein Hindernis dafür sein, mit fortgeschrittenem Alter bei eingehenderem Interesse zu erkennen, dass Miss Ciccone am interessantesten und bedeutendsten war, wenn sie gegen die gängigen Regeln des Anstands verstieß. Und weil die Hintergrundsendung tendenziell auch eher an der Ver- statt Entzauberung der zur Pop-Barbie mutierten Britney Spears mitstrickt, kann die verantwortliche ZDF-Redakteurin Heike Lagé auch „ziemlich sicher“ sein, „dass es nach den sechs Folgen weitergehen wird“ – und sei es nur als eine vernünftige, weil ernüchternde Antwort auf alle Mini-Playback-Shows.

Ania Mauruschat

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