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Sixdays im Sturzflug

■ Geier Sturzflug besingen das Bremer Sozialprodukt, Klaus und Klaus schunkeln mit der Nordseewelle, zwischenrum fahren die Radler ganz schnell ihre Rennen

Das Sechs-Tage-Rennen wird klasse: „Eine gaaaanz tolle Geschichte“, findet Organisator Frank Minder mindestens drei Mal hintereinander auf der Pressekonferenz. Das „erfolgreichste und größte Sechs-Tagen-Rennen der Welt“ werde „ungeheuer spannend“ und „diebischen Spaß“ machen.

Dazu hat das Organisatoren-Team an Show und Effekten so ziemlich alles aufgefahren, was früher mal Rang und große Namen hatte: Zum Beispiel „Marmelade“, die „Spitzengruppe aus den 60ern“. Auch „Geier Sturzflug“ kommt (jeden Abend) – dutzende Jahre nach dem Gipfel ihrer Karriere. Ich war im vierten Schuljahr, da sangen sie „wir steigern das Bruttosozialprodukt“. Jetzt singen sie: „Wir steigern das Bremer Sozialprodukt“.

Auch „Klaus und Klaus“ gehören zum „Top-Showprogramm“. Sie schunkeln immer noch wie damals (so ungefähr Klasse acht) zur „Nordseewelle“. Nur jetzt als Trio (mit Barry Ryan). Außerdem kommen österreichische Jodelanten (neu, ganz neu, noch auf keiner Klassenfahrt zu hören): „Hoi“ (ehemals Schürzenjäger), die bereits über 89 (!) Fanclubs in Deutschland haben sollen und im nächsten Jahr bestimmt unbezahlbar wären. Aber dieses Jahr kann Bremen sie sich zum Sechs-Tage-Rennen noch leisten.

Auch einen Spezial-Six-Days-song wird es geben: „Eins kann uns keiner nehmen – die pure Lust auf Bremen“. Die Veranstalter vermögen noch zu scherzen: „So ein gutes Musikprogramm war auf der Hansawelle seit Jahren nicht zu hören.“ Dazu gibt es in neuer Atmosphäre (damit der Gast vom Vorjahr sich nicht fühlt wie beim 35. Rennen) eine Brazil-Disko.

Für alle, die sich nicht für musickulturelle Highlights interessieren, rasen zwischenrum natürlich noch die Radler durch die Kurven. Da konnten die Organisatoren ganz zeitnah aktuelle Weltmeister verpflichten: zum Beispiel Bruno Risi und Klaus Betschart aus der Schweiz (Sieger im vergangenen Jahr und Favoriten für die 36. Six-Days). Der Ex-Bremer Andreas Kappes, deutscher Meister (und Six-Days Sieger 1989, 1991, 1992, 1994 und 1997) diesmal mit Partner Silvio Martinello. Donnerstag abend werden die beiden Boxweltmeisterbrüder Wladimir und Vitali Klitschko zusammen mit Lyn Liechty (Jekyll & Hyde) das Spektakel eröffnen. Bremen gilt dabei als Teststrecke für Olympia. Denn die nur 166 Meter kurze Bahn sei nicht einfach zu bewältigen. Dafür hatten die Bundestrainer sogar zwei Vorbereitungslehrgänge vorgeschaltet. Außerdem ist das Zweier-Mannschafts-Fahren in diesem Jahr zum ersten Mal olympische Disziplin. Zwölf Mannschaftspaare üben in Bremen für den Start in Sydney.

Das Ganze kostet natürlich Geld – viel Geld: Der Gesamtetat liegt bei 6,5 Millionen Mark (bei einem Gesamtumsatz von etwa 15 Millionen Mark). Aber allein für die Fahrer hagelt es rund eine Million Mark an Gagen und Prämien. Das Showprogramm soll dagegen weniger als 300.000 Mark wert gewesen sein.

Rund 127.000 Besucher zog es im vergangenen Jahr in die Bremer Stadthalle. Damit rechnen die Veranstalter auch in diesem Jahr: 127.000 sei kaum noch zu toppen – mehr Gäste würden Freitag und Samstag sowieso kaum noch in die Hallen passen. Trotz Geier Sturzflug. Und dem TRIO Klaus und Klaus und alle sechs im österreichischen Dialekt singenden Hois.

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