: Pipeline im Sudan gesprengt
■ Rebellen an der Grenze zu Eritrea sabotieren Sudans Ölexport – kurz nach einem Abkommen zwischen Sudan und Eritrea
Berlin (taz) – Sudans einzige Pipeline zum Ölexport ist am Samstag durch einen Sprengstoffanschlag lahmgelegt worden. Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Suna wurden am Ort Summit nahe der Grenze zu Eritrea drei Meter der Röhre beschädigt. Ein Ölfeuer sei zwar gelöscht worden, aber die Reparaturen würden zwei Tage dauern. Die Regierung klagte gestern, das auslaufende Öl bedeute stündlich eine halbe Million Dollar Einnahmeausfall.
Den Angaben zufolge deuten am Anschlagsort zurückgelassene Flugblätter auf eine Täterschaft des „Beja Congress“ hin – eine bewaffnete Oppositionsgruppe des Beja-Volkes, eine nicht arabische Minderheit an der sudanesisch-eritreischen Grenze im arabischen Norden des Sudan. In Eritreas Hauptstadt Asmara sagte ein Sprecher des „Beja Congress“, man habe acht Meter Pipeline zerstört. „Es kann keinen Frieden zwischen Opposition und Regierung geben“, sagte Sprecher Faqi Ali Muhammad.
Der „Beja Congress“ ist Teil des sudanesischen Oppositionsdachverbands „National Democratic Alliance“ (NDA), der eine Zeitlang von Eritrea unterstützt wurde. Nach einem Versöhnungsabkommen 1999 beschlossen Sudan und Eritrea am vergangenen Donnerstag jedoch, die diplomatischen Beziehungen wieder aufzunehmen. Beobachter spekulieren, der Anschlag solle unter Beweis stellen, dass Sudans bewaffnete Opposition auch alleine kämpfen kann.
Der neue Anschlag kam pünktlich zur Wiederaufnahme von Sondierungsgesprächen zwischen der Regierung und der wichtigsten sudanesischen Rebellengruppe SPLA (Sudanesische Volksbefreiungsarmee). Es ist der zweite größere Anschlag auf die 1.600 Kilometer lange Ölpipeline, die aus den Ölfeldern von Heglig in Zentralsudan in die Hafenstadt Port Sudan am Roten Meer führt. Auch der erste Anschlag im September war der bewaffneten Opposition zugeschrieben worden. Im November war außerdem eine Pipeline von Port Sudan in die Hauptstadt Khartum, die importierte Ölprodukte führt, bei einem Anschlag beschädigt worden. Sudans Militärregierung will mit dem Ölexport ihre internationale Isolation überwinden. D.J.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen