: ■ Die Freude ist nicht überschwänglich
betr.: „Frauen kurz vor dem Schützengraben“, taz vom 12. 1. 00
Gratulation an Tanja Kreil. Auch wenn sie nun keine Lust mehr hat, zur Bundeswehr zu gehen, hat sie doch ihre eigene Schmach und die einiger anderer Frauen erfolgreich abgewehrt. Die Wut über eine Ablehnung, die nur deshalb erfolgt, weil sie eine Frau ist, kann ich gut verstehen. Frauen, die unbedingt in der Bundeswehr dienen wollen, sollten die Möglichkeit dazu haben. Die Emanzipation muss so weit gehen, dass auch die unangenehmen Aufgaben in der Gesellschaft von beiden Geschlechtern erledigt werden können. Ob es erstrebenswert ist, das Kommando über ein Kriegsschiff zu erhalten oder mit einem Maschinengewehr im Kosovo herumzulaufen, ist eine Frage, die jeder Mensch für sich selbst beantworten muss.
Sich an feindliche Schiffe herantauchen und Sprengsätze an deren Rumpf befestigen, Wasserleichen finden, Leute erschießen, Angst vor Überfällen haben. Super, dass Frauen das vielleicht auch bald dürfen! Die Freude fällt aber nicht zu überschwänglich aus. Berufsverbote für Frauen als Berufstaucherinnen oder Jägerinnen, Bauhelferinnen usw. gibt es nicht. Trotzdem sind es hauptsächlich Männer, die diese Tätigkeiten ausüben. [. . .] Das Maß aller Dinge ist die Männlichkeit, denn die meisten Dinge wurden von Männern erfunden. Es wird also Zeit, dass auch bei der Bundeswehr mal aufgeräumt wird. Ich freue mich aber trotzdem nicht auf die erste Generalin der Bundeswehr, meinetwegen könnte man den Beruf auch ganz abschaffen. Ich hoffe, dass nicht die Frauen dümmer, sondern die Männer schlauer werden. Susanne Keuter, Berlin
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