: Echte Einsteiger in virtuelle Welt gesucht
Die Kontaktmesse „WebCareers“ will Job-Anbieter und -Sucher verkuppeln ■ Von Sandra Wilsdorf
Webdesigner, Internet-Programmierer, Texter, Konzeptioner, Projektmanager: gesucht, gesucht, gesucht. Wie man das eine oder andere wird? Da gibt es so viele Wege wie Jobs. Aber Stellenanbieter und -sucher sprechen nicht immer die gleiche Sprache. Deshalb gab es gestern im Audimax der Uni Hamburg „WebCareers“. Uni und Arbeitsamt haben die Firmenkontaktmesse organisiert, bei der 40 Unternehmen um Arbeitskräfte buhlten.
„Die Übergänge von der Hochschule ins Berufsleben sind schwieriger geworden“, sagt Professor Wilfried Hartmann, Vizepräsident der Hamburger Uni. Der Arzt arbeite heute nicht mehr zwangsläufig als Arzt, mancher Physiker lande in einer Werbeagentur. Auf der anderen Seite ist da die Multimedia-Branche, die nach Schätzungen bis 2002 allein in der Anbieterbranche 80.000 neue Arbeitsplätze schaffen könnte.
In Hamburg gibt es schon heute etwa 750 „newmedia-Unternehmen“ mit mehr als 15.000 Arbeitsplätzen. „Aber der Markt ist nicht transparent, Arbeitsplätze werden mit den Bewerbern geschaffen“, sagt Olaf Koglin, Direktor des Hamburger Arbeitsamtes. Wichtig seien Kreativität, Team- und Kommunikationsfähigkeit, Leistungsbereitschaft. Ob jemand Betriebswirtschaftslehre, Informatik oder Theaterwissenschaften studiert hat, ist zweitrangig. Trotzdem: Es hilft, wenn man programmieren kann oder zumindest weiß, dass „html“ und „flash“ Programmiersprachen sind und worin sie sich voneinander unterscheiden.
„Wir suchen in allen Bereichen“, sagt Vera Lengersdorf von I-D Media, einer Multimediaagentur, die jetzt 300 Mitarbeiter beschäftigt und diese Zahl bis zum Jahresende verdoppeln will. Gesucht werden Projektmanager, Screendesiger, Programmierer, Computer-Administratoren, aber auch Juristen und Rezeptionisten.
Neben den vielen Agenturen, die mit der virtuellen Welt und ihren Bewohnern wie Lara Croft und E-Cyras entstanden sind, gibt es traditionelle Unternehmen, die sich am Headhunting nach Multimedia-Leuten beteiligen. Beispielsweise die Hamburg Mannheimer. „Wir beschäftigen uns mit der Frage, wie das Internet den Außendienst unterstützen kann“, sagt Rainer Smolny. Er könnte sofort 17 Informationstechniker einstellen.
Vielleicht Jens Heisterkamp. Der hat Geographie studiert und zwei Jahre mit Altlasten zu tun gehabt. Dann wurden die Aussichten schlecht und er hat eine einjährige Weiterbildung zum Software-Entwickler gemacht. Er genießt das Gefühl, gesucht zu werden und findet den neuen Beruf „sogar interessanter“. Ähnlich geht es Francesco Picucci, einem Physiker mit Weiterbildung: „Es gibt attraktive Möglichkeiten.“
Bei der ganzen Euphorie ist Nachdenkliches die Ausnahme. „Ich arbeite nebenbei in einer Multimedia-Agentur, aber hauptberuflich wäre das nicht meine Welt, zu oberflächlich“, sagt Marco Stein, ein Zwölftklässler. „Ich habe eher den Eindruck, dass die sich schönreden, dass sie wenig abgesichert viele Überstunden machen.“
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