: „Das kann zu Rückgratproblemen führen“
Der Orthopäde Reinhard Böhm über den Zusammenhang von Stühlen und denen, die darauf sitzen
taz: Wie wichtig ist der Stuhl für jemanden, der viel Schreibtischarbeit macht?
Reinhard Böhm: Er ist ein ganz zentrales Instrument.
Wenn der Stuhl schlecht ist, nicht passt oder einfach ausgesessen ist, wozu kann das führen?
Das kann zu Beschwerden vom Kopf bis zu den Füßen führen.
Kann das auch Probleme mit dem Rückgrat nach sich ziehen?
Ja, natürlich. Die Wirbelsäule und die Muskalutur können Beschwerden verursachen. Dann ist vom Kopfschmerz über Schulter- und Nackenschmerz alles drin.
Und umgekehrt: Kann man von einem Stuhl auf die Haltung seines Besitzers schließen?
Nein, ich glaube, das kann man nicht.
Müssen Führungskräfte besser sitzen, weil sie schwere Verantwortung tragen?
Aus dem Wort tragen geht ja schon hervor: Man trägt mit dem Rücken und der Muskulatur. Wenn die gut in Form bleiben sollen, braucht man einen guten Stuhl – wenn man das Ganze ein bisschen pyschologisch betrachtet. Aber aus orthopädischer Sicht kann man das so nicht sagen.
Was ist wichtiger, der Stuhl oder mit welcher Haltung man darauf sitzt?
Ein guter Stuhl gibt ein bisschen die Haltung vor. Ein guter Stuhl muss drei Dinge haben: Er muss höhenverstellbar sein, er sollte eine Lehne bis zum Kopf und Armstützen haben.
Wie teuer ist ein guter Stuhl?
Das ist so wie mit Thermoskannen: Wichtig ist das Innenleben. Und das ist bei einer billigen Kanne oft genauso gut wie bei einer teuren. Meist ist es die Ästhetik drumherum, die das Ganze teuer macht. Nach meiner Schätzung bekommt man einen guten Stuhl für jemanden, der den ganzen Tag sitzen muss und viel Geld zur Verfügung hat, für maximal tausend Mark. Aber man kann natürlich auch viel mehr ausgeben.
Interview: Sabine am Orde Dr. Reinhard Böhm ist Orthopäde in Wilmersdorf
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