: Generalangriff auf das Zentrum von Grosny
■ Russen melden Vorstoß und kündigen baldige Eroberung an. Angriffe im Süden Tschetscheniens. Europarat trifft in Dagestan ein
Moskau/Grosny (AFP) – Unterstützt von den bislang schwersten Luft- und Artillerieangriffen auf Grosny sind russische Truppen gestern in das Zentrum der tschetschenischen Hauptstadt vorgestoßen. Russische Offiziere sagten, der Widerstand der muslimischen Rebellen werde niedergekämpft und Grosny in den kommenden Tagen vollständig erobert. Nach tschetschenischen Angaben nahmen russische Soldaten eine strategisch wichtige Brücke ein, die den Ost- und den Westteil der Stadt verbindet. In mehreren Stadtteilen und Außenbezirken Grosnys gab es erbitterte Kämpfe.
Der Sprecher des tschetschenischen Präsidenten Aslan Maskhadow, Said-Selim Abdulmuslimow, sagte, russische Soldaten hätten in Grosny die Schukowski-Brücke über den Sunscha-Fluss eingenommen. Im Westen und Nordwesten der Hauptstadt gab es nach seinen Worten heftige Gefechte. Im Süden hätten die Russen tschetschenische Stellungen in dem Viertel Tschernoretschije angegriffen. Die Zahl der seit Sonntag getöteten russischen Soldaten bezifferte er auf mehr als 200, die der getöteten tschetschenischen Kämpfer auf 15. Die russische Seite gab ihre Verluste mit acht Toten und zwölf Verwundeten an und sprach von 50 getöteten Rebellen.
Außerhalb Grosnys griffen die russischen Streitkräfte erneut die im Süden gelegene Argun-Schlucht an der Grenze zu Georgien sowie im Osten Wedeno, die Hochburg des Rebellenchefs Schamil Bassajew, an. Nach eigenen Angaben kontrolliert das Militär mittlerweile mehr als 60 Prozent der Bergregion im Süden.
An der Spitze einer Delegation der Parlamentarischen Versammlung des Europarats traf unterdessen Lord Russel-Johnston gestern in Tschetscheniens Nachbarrepublik Dagestan ein. Im weiteren Verlauf ihrer Reise will die Delegation auch die russisch kontrollierten Gebiete in Tschetschenien und die Kaukasusrepublik Inguschetien besuchen. Russel-Johnston hatte nach Gesprächen mit dem russischen Übergangspräsidenten Wladimir Putin und Außenminister Iwanow am Montag einen Waffenstillstand und Friedensverhandlungen gefordert.
Reportage Seite 13
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