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Erfüllungsgehilfe

Betr.: „Es gibt keine guten und schlechten Jobs“, taz hamburg vom 14. Januar 2000

Hier meldet sich ein Unkenrufer, natürlich langzeitarbeitslos, dessen Arbeitslosigkeit sich sogar mit der Amtszeit des Herrn Koglein deckt. In diese Zeit fällt die Einführung von Trainingsmaßnahmen, Legalisierung beziehungsweise gesetzliche Rechtmäßigkeit von 630 Mark-Jobs (...) und eine unüberschaubare Palette von Streichungen, Kürzungen und Unwandlungen in sogenannte „Kann“-Leistungen.

Die Vermittlung von Stellenangeboten unter Tarifniveau beschäftigt die Gerichte, und das Heer an Schwarzarbeitern hat sich hartnäckig gehalten. In den Ämtern hat sich eine paranoide Angst vor Leis-tungsmissbrauch breitgemacht und nicht selten wird das Wahrnehmen sozialer Grundrechte von Sachbearbeitern als Betrug gehandelt. Selbstverständlich haben sich durch die Einführung neuer Datenverarbeitungstechniken die Bearbeitungszeiten verkürzt.

Könnte es sein, dass es bei Arbeitsbeschaffung um die Entwicklung einer Berufsperspektive im Sinne eines Platzes im Leben geht? Wenn also die Bemühungen des Arbeitsamtes sich, und das lässt sich deutlich aus den Äußerungen des scheidenden Arbeitsamt-Chefs herauslesen, ausschließlich in der Rolle des Erfüllungsgehilfen für die Wirtschaft versteht, dann IST die Welt längst untergegangen. Es lässt sich nicht schönreden, schon gar nicht wenn Unkenrufer verstummen sollen. Diethard Meyer

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