piwik no script img

VersuchsTierSchützer

Tierschutzbeauftragter und Abteilungsleiter für Versuchstierhaltung in einer Person – das geht nicht, findet der Hamburger Tierschutzverein und fordert deshalb die zuständige Sozialbehörde des Senats zum Handeln auf. Jens Dimigen, Tierarzt am Universitätskrankenhaus Eppendorf, hat tatsächlich beide Positionen inne und sieht auch keinen Anlass, davon Abstand zu nehmen. „In meiner Stellung kann ich viel mehr für den Tierschutz realisieren als ein Außenstehender“, behauptet er.

„Es ist nicht in Ordnung, gleichermaßen Henker und Richter zu sein“, sagt dagegen Wolfgang Poggendorf, Geschäftsführer des Tierschutzvereines. Das Gesetz sieht vor, bei Tierversuchen das Votum eines Tierschutzbeauftragten einzuholen. Jemand, der die Abteilung für Versuchstierhaltung leitet, könne nur voreingenommen und nicht zum Wohle der Tiere urteilen, kritisieren die Tierschützer.

Das sieht Dimigen vollkommen anders und wundert sich über die jetzige Initiative Poggendorfs. Denn bereits seit Jahren sei die Position des Abteilungsleiters mit der des Tierschutzbeauftragten gekoppelt, dies sei auch kein Hamburger Spezifikum. Er sei „nur erstaunt, dass der Tierschutzverein diese Kampagne nicht vor Weihnachten gefahren hat“.

Grundsätzlich wollten die Tierschützer, so argwöhnt Dimigen, „einfach ein ganz anderes Gesetz, nämlich Tierschutz nach ihrem Geschmack“ – was ein völliges Verbot von Tierversuchen bedeute. Da würde Poggendorf noch nicht einmal widersprechen. Denn er macht klar: „Die ganze Manipulation am Tier ist verantwortungslos. Das hat mit übertriebenem Tierschutz gar nichts zu tun.“

Laut Tierschutzbericht ist die Zahl der Versuchstiere in Hamburg von 28.000 1997 auf 39.000 1998 gestiegen. Betroffen waren vor allem Ratten (24.000) und Mäuse (10.400), aber auch an 1500 Meerschweinchen, 712 Kaninchen, 33 Hunden und 47 Schweinen wurden Versuche vorgenommen.

In Hamburg entscheidet letzlich eine sechsköpfige Kommission, ob ein Versuch erlaubt wird oder nicht. In ihr sitzen allerdings nur zwei Tierschützer und vier Wissenschaftler – „wir gehen da hinein und wissen immer, dass wir verlieren“, klagt Poggendorf.

Peter Ahrens

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen