: Aharon Appelfeld
Der aus der Bukowina stammende israelische Autor Aharon Appelfeld wurde 1932 in Jadowa geboren. In jener Gegend also, die bis 1918 als selbstständiges Kronland zu Österreich-Ungarn gehörte und danach an Rumänien fiel.
In dem dortigen Völkergemisch aus Ruthenen (heute: Ukrainern), Deutschen, Rumänen und Polen stellten die Juden die Mehrheitskultur. Andere jüdische Schriftsteller wie Rose Ausländer und Paul Celan stammen wie Appelfeld aus diesem Melting Pot.
Nach dem Einmarsch der nationalsozialistischen Armee zu Beginn des Russlandfeldzuges wurde die Bukowina von Deutschland besetzt. Viele Juden wurden Opfer von Massakern. Die Überlebenden wurden in Ghettos und Lager gebracht. Appelfeld kam nach Transnistrien. Die Bukowina gehört heute zu Russland.
Appelfeld zählt in seiner heutigen Heimat Israel, wo er über dreißig Bücher veröffentlicht und diverse Preise erhalten hat, zu den wichtigsten Autoren. Auch in den Vereinigten Staaten gilt er als einer der großen zeitgenössischen Schriftsteller.
Sein Leben und seine Romane sind eng mit der deutschen Geschichte und Literatur verwoben, doch in Deutschland ist sein Name bislang nur Eingeweihten bekannt. Das soll sich nun ändern, und so hat der Alexander Fest Verlag kürzlich seinen Roman „Der eiserne Pfad“ veröffentlicht und den Autor nach Berlin eingeladen.
Am 10. November 1999, zehn Jahre nach dem Fall der Mauer und 61 Jahre nach der Reichspogromnacht, las der Shoah-Überlebende im Land der Täter. Doch er wirkte ungerührt.
Werke von Aharon Appelfeld in deutscher Sprache: Der eiserne Pfad, Alexander Fest Verlag, Berlin 1999, 39,80 Mark; Der unsterbliche Bartfuß, Rowohlt, Reinbek 1995, 9,90 Mark; Für alle Sünden, Rowohlt, Reinbek 1996, 12,90 Mark; Tzili, Rowohlt, Reinbek 1991, 8,80 Mark; Badenheim 1939, Ullstein, Berlin 1982, vergriffen; Zeit der Wunder, Ullstein, Berlin 1984, vergriffen – antiquarisch aber gut erhältlich.
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