: Wieviel gibt’s eigentlich für Meineid?
betr.: „Kohls Ehre ruht“, taz vom 19. 1. 00 u. a.
Gewiss gilt unter Ehrenmännern das Gebot, ein Ehrenwort zu halten. Aber darüber steht ein höheres Gebot: nämlich in „ehrenrührigen“ Angelegenheiten niemals ein Ehrenwort zu geben! Ja, sich daran gar nicht zu beteiligen! Schließlich geht es hier ja nicht um ein Ehrenwort der Art, wie sie bei Al Capone und seinen Leuten üblich waren – oder? Dietrich Freiherr von Loë
[...] Mich wundert sehr, dass die Berufschristen, sonst keineswegs mundfaul, beredt schweigen zu kriminellen Machenschaften einer Partei, die immerhin mit dem „C“ durch die Lande zieht zum Stimmenfang. Kein fuldaisches Glockengebimmel, keine frömmelnden Weltuntergangsfantasien etc. Die Augen werden nur verdreht bei Verhütungsverteufelung und Ähnlichem. Na bravo! [...]
Klaus Türk, Braunschweig
Hübsche Überschrift mal wieder von Euch: „Kohls Ehre ruht“. Allein – der Mann hatte doch gar keine. Er hat sie spätestens in dem Moment verloren, als er den fraglichen (oder fragwürdigen?) Spendern sein so genanntes „Ehrenwort“ gab. Indem er dies tat, brach er ein zuvor gegebenes Ehrenwort, nämlich das Ehrenwort, das in seinem gemäß Art. 56 GG geleisteten Amtseid sinngemäß enthalten ist. Und da ist es diesem selbst ernannten „Ehrenmann“ tatsächlich wichtiger, Einzelpersonen gegebene „Ehrenwörter“ einzuhalten, die er gar nicht geben konnte, ohne sein dem Volk gegebenes Ehrenwort zu brechen?
Der letzte Publicity Coup des Helmut Kohl – auch diesmal wieder finden sich reichlich Trottel, die in dieser Ehrlosigkeit noch Ehrenhaftes sehen wollen. Aufgeschnappt in einem CDU-Landesverband: „Auf sein Wort war immer Verlass. Das hat er immer eingehalten.“ Nein. Nicht immer.
Wie viel gibt’s eigentlich für Meineid?
Susanne Hagemann, Schleswig
Eines kann man auf jeden Fall über die Geschichte sagen: Zeitunglesen macht inzwischen wieder Freude. Auch wenn das die ganzen verschwendeten Jahre nicht aufwiegt. Rudi Jäger, Tübingen
Die Tatsache, dass Helmut Kohl die Namen der Spender nicht nennen will, deutet doch wohl stark auf eine Verbindung zur Mafia der Jelzin-Clans – oder? Eine Hand wäscht die andere beziehungsweise eine schwarze Kasse das Geld der anderen. Ob das Schwarzgeld aus Finanzmanipulationen von Boris’ Tochter stammt, aus Prostituiertenschieberei, Waffenverkäufen an die Tschetschenen oder „freiwilligen Abgaben“ diverser russischer Kombinate ist eigentlich sekundär. Aber dass es olle Helmut peinlich ist, ist völlig klar.
Martin Reinhard, Koldingen
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