piwik no script img

Von der Kolonie zum Krieg

Früher existierten auf dem Territorium der heutigen Demokratischen Republik Kongo mehrere große Königreiche: Kongo an der Atlantikküste, Luba, Lunda und Kuba im Binnenland. Das 19. Jahrhundert war für diese Staaten außer Kuba eine Zeit des Niedergangs, während sich im Osten Reiche ostafrikanischer Sklavenhändler ausdehnten.

Europäische Forscher drangen im späten 19. Jahrhundert in dieses Gebiet vor. Führend war der in die USA emigrierte Brite Henry Morton Stanley, der es sich 1876 nach seiner Entdeckung des Oberlaufs des Kongoflusses zum Ziel machte, bis zu seiner Mündung vorzustoßen. Diese Reisen ließ er sich von König Leopold I. von Belgien finanzieren, der dafür eine „Internationale Kongo-Assoziation“ gründete. Nach außen sollte sie die Region friedlich erschließen und die ostafrikanischen Sklavenhändler zurückdrängen. Tatsächlich suchte König Leopold ein privates Reich. Das ließ er sich 1885 auf der Berliner Afrika-Konferenz absegnen. Er versprach den USA die Förderung humanitärer Vorhaben, Großbritannien den Freihandel, Frankreich ein Vorkaufsrecht. So entstand der „Freistaat Kongo“.

Nach wachsender internationaler Kritik an den brutalen Methoden der Firmen, denen König Leopold Konzessionen im Kongo gegeben hatte, wurde der „Freistaat Kongo“ 1908 dem belgischen Staat überschrieben. In „Belgisch-Kongo“ wurde die Bevölkerung zwar nicht mehr millionenfach umgebracht, aber sie hatte auch keine politischen Rechte.

Im Zuge der Entkolonialisierung Afrikas wurde Belgisch-Kongo 1960 ohne jegliche Vorarbeit in die Unabhängigkeit entlassen. Es zerfiel sofort in seine Bestandteile – gefördert von den nach den Reichtümern des Kongo gierenden Großmächten der Welt. 1965 griff mit Hilfe des CIA Oberst Joseph Désiré Mobutu die Macht. Er plünderte das Land, das er in Zaire umbenannte, weiter aus, blieb den USA treu und gewährte auch Frankreich eine Ausdehnung seines Einflusses.

Als Zaire niedergewirtschaftet war und auch politisch immer orientierungsloser wurde, ergriffen die Regionalmächte Zentralafrikas 1996 ihre Gelegenheit beim Schopf und unterstützten eine bewaffnete Rebellion gegen Mobutu unter Laurent-Désiré Kabila. Angeleitet von den Armeen Ugandas und Ruandas und unterstützt von den USA, eroberte Kabila Zaire innerhalb von neun Monaten. Im Mai 1997 floh Mobutu und Kabila rief die Demokratische Republik Kongo aus.

Um sich innenpolitisch zu halten, wandte sich Kabila bald gegen seine einstigen Freunde. Mit aktiver Hilfe Ruandas und Ugandas begann daraufhin August 1998 eine neue Rebellion gegen Kabila. Dieser rief Angola, Simbabwe und Namibia zu militärischer Hilfe. Seitdem herrscht Krieg im Kongo, und das Land ist geteilt.

Um diesen Ersten Afrikanischen Weltkrieg (so US-Außenministerin Madeleine Albright) zu beenden, wurde im Juli 1999 in Sambias Hauptstadt Lusaka ein Friedensabkommen geschlossen. Es ist bisher nicht umgesetzt worden. D.J.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen