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Nicht „umsonst geboren“

■ Hamburger Bündnis für Arbeit konzentriert sich auf Jugendliche

Der Gewerkschaftschef und der Präsident der Handelskammer sitzen nebeneinander und loben gegenseitig die Gesprächs-Atmosphäre: Das ist Bündnis für Arbeit. In Hamburg nennt sich das Initiative für Arbeit und Ausbildung und tagte gestern auf Einladung von Bürgermeister Ortwin Runde zum vierten Mal.

„Kein Geschwafel, sondern zielgerichtete Sacharbeit“, hat Kammer-Präsident Nikolaus Schües aus dem Gespräch mitgenommen, und Runde stellte fest, dass „der Weg der Kooperation Erfolge zeigt“. Die Statistik spricht für ihn – unabhängig von der Frage, ob die gesunkenen Erwerbslosenzahlen tatsächlich etwas mit dem Bündnis auf Landesebene zu tun haben: Am Jahresende sollen weniger als 70.000 HamburgerInnen ohne Arbeit sein, und bei den Jugendlichen hat man mit 8200 die niedrigste Arbeitslosenzahl seit zehn Jahren erreicht.

Die große Einigkeit am Tisch bröckelt beim Thema Sofortprogramm des Bundes zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit. Während DGB-Vorsitzender Er-hard Pumm und Arbeitsverwalter Karl Bröker vor allem die 2600 jungen Leute im Auge haben, die im Vorjahr dadurch in Richtung Arbeitsmarkt trainiert werden konnten, ist die Kammer bisher gar nicht so zufrieden. Es seien im ersten Jahr des Programms Fehler gemacht worden, tadelt Schües. Die außerbetriebliche Ausbildung sei ein Misserfolg gewesen, es habe Konkurrenz zum regulären Ausbildungsmarkt gegeben, und der Kreis der jungen Leute, die in das Programm rutschten, war Schües zu groß gefasst. Forderungen, auf die das Arbeitsamt im zweiten Jahr – Hamburg erhält aus dem Bundestopf wie 1999 erneut 35 Millionen Mark – eingehen will.

Künftig werde man sich ausschließlich auf die jungen Leute konzentrieren, die „nicht in der Lage sind, auch kleinen Anforderungen gerecht zu werden“ (Schües). Man will darauf hinwirken, so der Kammer-Präsident, dass „diese jungen Leute nicht umsonst geboren wurden“. aha

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