Neue Politikergeneration tritt in Kroatien an

Die neue Regierung besteht vor allem aus jungen und kaum bekannten Persönlichkeiten

Split (taz) – Gleich nach der Vorstellung des neuen Kabinetts hat die neue kroatische Regierung begonnen, korrupte Politiker des Tudjman-Regimes zur Rechenschaft zu ziehen. Noch am Donnerstagabend wurde der ehemalige Tourismusminister Ivan Herak in Istrien von der Polizei verhört. Er soll 1,5 Millionen Kuna (knapp 400.000 Mark) unterschlagen haben, die für die Renovierung von Hotels bestimmt waren.

Das neue 19-köpfige Kabinett – darunter drei Frauen – besteht aus relativ jungen und bisher nur lokal bekannten Persönlichkeiten. Die Schlüsselressorts werden von Sozialdemokraten (6) und Sozialliberalen (4) besetzt. Ministerpräsident Ivica Racan benannte Goran Granić als Stellvertreter, den Bruder des bisherigen Außenministers und gescheiterten Präsidentschaftskandidaten der Tudjman-Partei HDZ, Mate Granić.

Außenminister wird der aus Istrien stammende erst 39-jährige Sozialdemokrat Tonino Picula, dem mit Ivan Jakovcić als Minister für Europäische Integration ein Mitglied der istrischen Regionalbewegung zu Seite steht. Das Innenressort ist mit dem 42-jährigen SDP-Mitglied Sime Lucin besetzt. Der bisherige Bürgermeister der dalmatinischen Hafenstadt Trogir gilt als führende Persönlichkeit einer neuen Politikergeneration, die weder durch eine kommunistische Vergangenheit noch durch die Tudjman-Ära belastet ist.

Die Sozialliberalen (HSLS) erhalten mit dem Wirtschafts- und Verteidigungsministerium zwei Schlüsselministerien. Entgegen den Ankündigungen, ein Expertenkabinett zu berufen, wurden alle sechs Parteien der Regierungskoalition bedacht. Nur zwei Ministerinnen gehören keiner Partei an. Erich Rathfelder