: Lambsdorff gibt bei Zwangsarbeiterentschädigung nach
Vor neuen Gesprächen: Deutsche Seite will nicht auf Anrechnung bereits gezahlter Leistungen beharren
Berlin (Reuters) – Kurz vor den am Montag beginnenden Gesprächen zur Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern lenkt die Bundesregierung im Streit um die Anrechnung früherer Zahlungen offenbar ein.
Der Regierungsbeauftragte Otto Graf Lambsdorff sagte in New York, er erwarte nicht mehr, dass er sich mit seiner Position für eine Anrechnung durchsetzen werde. Lambsdorff sagte vor einer jüdischen Organisation, die im deutschen Gesetzentwurf vorgesehene „angemessene“ Anrechnung früherer Leistungen solle eine Ungerechtigkeit ausgleichen. Die im Westen lebenden Opfer hätten in der Vergangenheit bereits Entschädigungen erhalten, die in Osteuropa Lebenden jedoch nicht. Lambsdorffs Mitarbeiter Michael Geier sagte, in dieser Frage gehe es um rund 50 Millionen Mark, also um einen eher kleinen Teil der Gesamtsumme von 10 Milliarden Mark. Die Anrechnung werde nicht das zentrale Thema sein.
Hauptstreitpunkt wird nach Geiers Angaben vielmehr die regionale Verteilung der Mittel sein. Darauf sollen sich die vier Versöhnungsstiftungen in Russland, Weißrussland, Polen und der Ukraine, der deutsch-tschechische Zukunftsfonds und die Jewish Claims Conference einigen. Lambsdorff sagte in New York, die osteuropäischen Länder fänden immer mehr Ex-Zwangsarbeiter, sodass die Summen für die einzelnen Opfer immer kleiner zu werden drohten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen