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Virtuell Wein goutieren

Die Internet-Factory in Ottensen bietet Software-Firmen eine billige Bleibe  ■ Von Gernot Knödler

Die klassische Suchmaschine als Startplattform für die Tour durchs Internet hat ausgedient – zumindest wenn es nach den Wünschen von André Derouaux und seinen Kollegen von der Firma „day by day“ geht. Als Alternative bieten sie einen persönlichen Terminkalender im Internet an, der nach den jeweiligen persönlichen Vorlieben halbautomatisch gefüllt wird: Sind Sie Fußball-, Theaterfan und außerdem Dackelzüchter, dann erstellt er eine Liste mit den anstehenden Spielen, Aufführungen und Rasseschauen. Über Hyperlinks können Sie Karten reservieren und die Daten in Ihren Kalender übertragen. „Unser Ziel ist, dass wir ein Startpunkt ins Internet werden“, sagt Derouaux.

„day by day“ ist als eine von insgesamt 18 Computer-Firmen in die neue „Internet-Factory“ in Ottensen eingezogen, die gestern eröffnet wurde. Unterstützt von der Wirtschaftsbehörde hat die Sprinkenhof AG den Büro-Bau für 1,6 Millionen Mark erneuert. Günstige Mietpreise und die Aussicht, mit Unternehmen aus der gleichen Branche Tür an Tür zu arbeiten, lockten Internet- und Software-Firmen in die Barner Straße. „Wir setzen stark auf die Entwicklung lokaler Kompetenzzentren“, erläuterte Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD). Die Internet-Factory ergänze das Haus der Multimedia-Produzenten in der Behrensstraße und die Multimedia-Standorte Gaswerk und Othmarschenpark.

Mirow will Hamburg zum wichtigsten Standort für die Branche Neue Medien in Deutschland machen. Nach Angaben der Förder-agentur „Hamburg newmedia§work“ gilt heute jeder dritte Mausklick auf den deutschen Datenautobahnen einem Hamburger Angebot. 750 Unternehmen stellen hier 15.000 Arbeitsplätze. Neun der 20 umsatzstärksten deutschen Multimedia-Agenturen haben ihre Zent-rale oder eine bedeutende Dependance in Hamburg.

Die Ideen, mit denen die Gründer und die etablierten Firmen der Internet-Factory das Datennetz dazu bringen wollen, goldene Eier zu legen, sind ganz unterschiedlich. Nils Lange zum Beispiel will Weine verkaufen. Der bezopfte Betriebswirtschaftler hat seit 1996 neben dem Studium mit Tropfen kleiner und mittlerer Güter gehandelt. Jetzt will er ihnen Platz im Internet schaffen. Heinz Friedrich von der 1983 gegründeten Firma „utimaco“ dagegen verkauft weit weniger Sinnliches: Sicherheitssysteme für den elektronischen Geschäftsverkehr. Aus den Buchstaben eines Vertrages, der per E-Mail übersand wird, errechnet das System beispielsweise eine Prüfsumme. Diese übermittelt der Absender zusätzlich dem Empfänger. Der lässt bei Erhalt des Vertrages das Rechensystem erneut ablaufen, vergleicht die Summen und kann so feststellen, ob die Mail wirklich vom Absender kommt.

Stefan Kaltenberg und sein Partner Jan-Marc Friedrich schließlich sorgen dafür, dass Computernetze funktionieren. Sie tüfteln EDV-Lösungen für Firmen aus, betreuen die Rechner und dolmetschen zwischen Apple und Microsoft.

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