: Soundcheck
Heute: Tin Hat Trio. Rob Burger (Akkordeon), Carla Kihlstedt (Violine) und Mark Orton (Gitarre), klassisch geschult allesamt, bilden seit gut fünf Jahren das Tin Hat Trio und starten jetzt in Hamburg ihre erste Europatour. Inzwischen ist nicht nur Jazz-Prominenz von Bill Frisell bis John Zorn auf die drei Amerikaner aufmerksam geworden: Für das nächste Album hat sogar schon Tom Waits seine Mitwirkung zugesagt. Das passt zwar gut zu dem, was die Tin Hats musikalisch im Schilde führen, macht ihr Klangbild aber noch keineswegs dingfest. Ob Klassik- und Jazzelemente, Motive aus Songs vom Balkan bis Brasilien oder Anleihen bei Bluegrass und Tango – das Trio bedient sich (gern auch respektlos) aus einer Vielzahl von Stilen.
Die Wege von Burger und Orton – Freunde seit Wunderkindertagen – und der früh vom Kronos-Quartett verdorbenen Geigen-Elevin Kihlstedt hatten sich immer wieder gekreuzt und mündeten schließlich in New York. Die dortige Knitting Factory war nur insofern im Spiel, als Orton ebenda ein paar Jahre den Haustechniker machte. Dann jedoch wurde er zur treibenden Kraft, und das Tin Hat Trio setzte seine angestammten Instrumente, aber auch Harmonium, Bratsche, Dobro, Banjo und Mandoline nunmehr zum Experimentieren und Improvisieren ein. Mit dem Resultat, dass etwa ein Klaviergenie wie Rob Burger sich heute so professionell wie prächtig an seiner Handorgel vergreift.
Im Tin Hat Trio scheinen sich wirklich die richtigen E-Musik-Abtrünnigen gefunden zu haben. Sie versuchen erst gar nicht, etwas todsicher Neues zu erfinden, sondern zelebrieren vielmehr eine zeitgenössisch zugespitzte Kammermusik, die auch auf der Mönckebergstraße leichtes Spiel hätte. Andreas Schäfer
heute, 21 Uhr, Birdland
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