piwik no script img

Blasendruck in der Ausnüchterungszelle

Britische Schauspielerin „wie Verbrecherin“ behandelt

Der Fall schreit nach Hollywood und nach Aufklärung: Nachdem die britische Filmschauspielerin Sadie Frost („Bram Stoker’s Dracula“) Berliner Polizisten wegen Körperverletzung im Amt angezeigt hat, will die Polizei nun alle Beteiligten befragen.

Was war passiert? Die 33-jährige Frost soll sich in der Nacht zum Donnerstag vergangener Woche auf diversen Festivitäten amüsiert haben. Bei der Rückkehr in die Wohnung ihres Mannes, des Hollywood-Stars Jude Law (“eXistenZ“, „Gattaca“), der zur Zeit in Babelsberg dreht, blieb sie um 3 Uhr morgens im Aufzug stecken. Eine Wohnungsnachbarin aus der Damschkestraße alarmierte die Polizei, weil sie glaubte, Kinderschreie zu hören. Eine halbe Stunde später gelang es der Feuerwehr, die Schauspielerin, die nach eigenen Aussagen „in Panik“ war, aus dem Lift zu befreien.

Doch die Britin zeigte sich nicht von ihrer höflichsten Seite: Die Hilfsaktion soll von ihr mit den Worten „Fuck you, police!“ kommentiert worden sein. Da sie sich nicht ausweisen konnte und auch keine verständlichen Angaben darüber machte, wo sie wohnte oder wo sie hinwollte, nahmen die Beamten die Frau „zu ihrer eigenen Sicherheit“ in Verwahrung.

Während Frost das Missverständnis im Nachhinein darauf zurückführt, dass kein einziger der Beamten Englisch verstand, lautet die Begründung der Polizei, die Frau sei zu betrunken gewesen, um sich, in welcher Sprache auch immer, verständlich zu äußern.

Die Polizisten steckten die Britin in eine Ausnüchterungszelle. Hier verbrachte sie den Rest der Nacht, bis sie um kurz nach 8 Uhr morgens entlassen wurde.

Sadie Frost hat daraufhin Anzeige erstattet und den Vorfall in der britischen Boulevardpresse breitgetreten. Sie sei wie eine Verbrecherin behandelt worden: Man habe ihr Handschellen angelegt und blaue Flecken zugefügt. In der Zelle habe sie auf den Boden urinieren müssen. Laut Polizeiangaben ist Frost ordnungsgemäß behandelt worden. Bei Blasendruck hätte sie einen Klingelknopf in der Zelle drücken können.

Nebenbei bemerkt: Der wirkliche Schocker an all dem blieb bisher weitgehend unbeachtet: die Tatsache, dass der attraktivste Schauspieler Hollywoods, Jude Law, seit Wochen in Wilmersdorf wohnt, ohne dass das irgendwer bemerkt hat. Frauke Niemeyer

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen