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That's Bremen live

■ Kulturbehörde fördert Wettbewerb für den Pop-Nachwuchs. Deren Bunker-Proberäume aber wurden soeben ersatzlos geschlossen

Hey, cooles Ding: Ein vom Kulturressort finanziell geförderter Wettbewerb für junge Musiktalente ohne Plattenvertrag, an dessen Ende für den Sieger eine CD-Produktion und der Auftritt bei einem renommierten Festival steht. Hey, gar nicht so cooles Ding: Eben jenes Ressort, das jährlich 50.000 Mark zuschießt, damit dieser seit 1998 bestehende Wettbewerb mit Namen „Live in Bremen“ stattfinden kann, hat vor wenigen Wochen die Schließung von 18 Bunkern in Bremen veranlasst. Genau dort aber probte bislang der Großteil des Popnachwuchses und spielte eben jene Demobänder ein, die sie einschicken müssen, um zum Beispiel an Wettbewerben wie „Live in Bremen“ teilnehmen zu können.

Die einen nennen das schizophren. Die anderen schlicht Bremen im Zeitalter des Haushaltslochs. 10 Millionen Mark fehlen dem Kultursenator und „Live in Bremen“-Schirmherrn Bernt Schulte (CDU) allein in diesem Jahr, so dass die notwendige, mehrere Hhndertausend Mark teure Renovierung der Bunkerräume gemäß den Auflagen des Brandschutzes schlicht unbezahlbar ist.

Zwar hielt Kulturamtsleiter Reinhard Strömer während der „Live in Bremen“-Pressekonferenz ein wortreiches Plädoyer für „die Förderung der Popular-Musik“, weil sie wie keine andere Kunstform den Zeitgeist abbilde und junge Menschen zur Toleranz erziehe. Doch auf die weitaus profaneren Fragen nach der Dauer der Bunkerschließung und möglichen Alternativangeboten für die Bands wusste Strömer nichts zu sagen außer der wortkargen Versicherung, dass er und sein Senator sich um eine Lösung bemühen wollen.

In den Augen der „Live in Bremen“-Jury keine befriedigende Antwort, zumal schon das Vorgehen der Behörde bei der Bunkerschließung nicht eben vertrauensbildend wirkte. Ende Dezember wurde den Bands mitgeteilt, dass die Bunker innerhalb einer Woche zu räumen seien, ohne dass ihnen Alternativen angeboten noch vorab klärende Gespräche gesucht wurden. Das erboste nicht nur die Bands, sondern auch die „Live in Bremen“-Jury. „Wir hatten überlegt, zurückzutreten“, lies Arne Schumacher den Kulturamtsleiter wissen. Schließlich könnten die Bands unter diesen Bedingungen weder üben noch aktuelle Demobänder einspielen, so dass der Wettbewerb in der Gefahr stehe, zur Farce zu verkommen. Der Rücktritt blieb aus, weil man diese noch junge Chance für Nachwuchsbands nicht schon wieder beerdigen wollte. Womöglich erledigt das der Kultursenator bald ganz alleine. zott

Bands schicken bis zum 1. Juni ihre Unterlagen (Bandinfo, Foto und drei Musik-Stücke) an: Koopmann Concerts, Moordeicher Landstraße 3A, 28816 Stuhr. Erstmals gibt es einen eigenen Contest für Hip-Hop-Bands. Entsprechende Einsender vermerken auf dem Umschlag das Stichwort „Hip-Hop“. Weitere Infos im Internet unter www.koopmann-concerts.com

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