USA prüfen Verkauf der Rohölreserven

Die teilweise Veräußerung könnte den Weltmarktpreis senken, der sich durch Opec-Förderbeschränkungen verdreifacht hat

Berlin (taz/AFP) – Angesichts steigender Rohölpreise schließt die US-Regierung einen Verkauf von Teilen ihrer strategischen Reserven nicht mehr aus. „Wir prüfen alle Optionen, die uns im Rahmen der US-Gesetze gegeben sind“, sagte der Stabschef des Weißen Hauses, John Podesta. „Wir sind über das Preisniveau beunruhigt.“ In New York lag der Preis für ein Barrel (159 Liter) leichten Rohöls gestern bei 27,64 Dollar (55,2 Mark) und hat sich damit in den vergangenen zwei Jahren verdreifacht.

Hintergrund des rasanten Preisanstiegs ist eine seit März 1999 geltende Beschränkung der Förderquoten durch die elf Opec-Länder auf maximal 1,7 Millionen Barrel pro Tag. Durch die Förderbeschränkung waren die Einnahmen der Opec-Länder im vergangenen Jahr um 38 Prozent auf rund 43 Milliarden Dollar gestiegen.

Zum Jahresanfang 1999 hatte der Barrel noch unter zehn Dollar gekostet. US-Energieminister Bill Richardson betonte, dass der Ölpreis duch „Marktmechanismen“ bestimmt werden müsse. Insofern werde er zunächst versuchen, die erdölfördernden Unternehmen zu überzeugen, ihre Förderquoten wieder auszuweiten. Richardson wird am 25. März nach Saudi-Arabien reisen, um die Lage auf dem Ölmarkt zu beraten. Der Besuch liegt damit im Vorfeld der im März stattfindenden Opec-Konferenz, bei der über eine mögliche Verlängerung der Förderbeschränkungen entschieden werden soll.

Die strategischen Ölreserven dienen nach Angaben des Oil Market Reports (OMR) der Krisenbewältigung, nicht aber der Preisregulierung. Sie sollen panikartige Preiserhöhungen in Zeiten extremer Knappheit verhindern, sagt OMR-Sprecher Reinhard Kahnau. Seit der Einführung der strategischen Reserven im Jahre 1975 sind nur 1991 im Golfkrieg Teile der Reserve verkauft worden, um den Ölmarkt während des sechswöchigen Krieges zu stabilisieren. Die amerikanischen Reserven belaufen sich auf 572 Millionen Barrel, die in den Bundesstaaten Louisiana und Texas in unterirdischen Reservoirs gelagert werden.

Der jetzige Rohölpreis sei laut Kahnau kein Grund zur Sorge. „Nur durch das extrem niedrige Preisniveau der letzten Jahre erscheint der momentane Preis relativ hoch“, betont der Ölmarkt-Experte, „deswegen sollten aber noch lange nicht die Reserven angebrochen werden.“ Er verweist darauf, dass die Diskussion in regelmäßigen Abständen aufkomme, sobald der Ölpreis steige. Angestoßen werde die Debatte auch durch die niedrigen Bestände in den USA. Sie resultieren einerseits aus den Förderbeschränkungen der Opec-Länder und andererseits aus dem kalten Wetter in den USA, das eine volle Auslastung in den letzten Monaten verhinderte.

Christian Krämer