: Die 50. Filmfestspiele von Berlin mit Staraufgebot und starker deutscher Beteiligung im Wettbewerb
Berlin (taz) – Die 50. Berlinale, das bekannteste deutsche Filmfest, wird heute Abend mit „The Million Dollar Hotel“ von Wim Wenders eröffnet. In Wenders’ Film geben sich verkrachte Künstler, Loser und gestrandete Existenzen in einem heruntergekommenen Hotel die Klinke in die Hand. Mel Gibson spielt einen perfektionistischen FBI-Agenten, der in „The Million Dollar Hotel“ einem Mord auf der Spur ist, aber bald den Überblick verliert.
Die taz beginnt ihre Berlinale-Berichterstattung auf Seite 15 mit einem Übersichtstext. Ab heute gibt es auch wieder elf Tage lang die täglichen Berlinale-Seiten mit Interviews, Kritiken, Porträts und Hintergrundberichten. In dieser Ausgabe gibt zum Beispiel Herbert Achternbusch seinen Senf zur Berlinale dazu, der Medienphilosoph Friedrich Kittler gastiert mit einem Text zur Retrospektive über künstliche Menschen.
Zum 50. Jubiläum erwartet die Berlinale im Wettbewerb eine Megaversion des üblichen Staraufgebots sowie jede Menge gestandene Regiestars: Milos Formans „Man on the Moon“ mit Jim Carrey, Leonardo DiCaprio in Danny Boyles „The Beach“ und den Psychopathenschocker „American Psycho“ mit Christian Bale. Im Wettbewerb sind neben „The Million Dollar Hotel“ zwei weitere deutsche Filme von Altmeistern des Autorenkinos vertreten: „Paradiso – Sieben Tage mit sieben Frauen“ von Rudolf Thome sowie Volker Schlöndorffs jetzt schon umstrittenes Werk „Die Stille nach dem Schuss“. Der Film beruht auf der Lebensgeschichte der Ex-RAF-Terroristin Inge Viett, die in der DDR untertauchte und eine neue Identität erhielt. Zwischen Viett und Schlöndorff gab es im Vorfeld der Dreharbeiten bereits Auseinandersetzungen um die Stoffrechte, die noch nicht geklärt werden konnten.
Nach wie vor steht die Berlinale im Spannungsfeld zwischen Filmkunst und dem Anspruch ihres Festivaldirektors Moritz de Hadeln, mit Stars und Sternchen auch ein größeres Publikum für die Veranstaltung zu interessieren. Ein Standardvorwurf ist die starke Präsenz der amerikanischen Großverleihe, die die Berlinale nach wie vor als Durchlauferhitzer für die kommenden Kinostarts nutzen.
Ein Gegengewicht bilden die Sektionen Forum und Panorama, wobei sich das Forum auch in diesem Jahr mit einer starken asiatischen Präsenz schmückt und vor allem zu den mitternächtlichen Vorführungen der Hongkong-Filme wieder ein Stammpublikum erwartet.
Das Panorama steht wie immer im Zeichen des schwul-lesbischen Films und hat in diesem Jahr eine besonders starke Dokumentarfilm-Schiene zu bieten.
Die taz schaut den Stars auf die Finger, stellt die Filme vor, bringt Kommentare und Kolumnen und wird natürlich auch über Katastrophen, Pleiten, Pech und Pannen berichten, denen das Festival nach seinem Umzug in die Cineplexe am Potsdamer Platz ausgesetzt sein wird. Zum 50. haben sich die Filmfestspiele übrigens für die Vorführungen eine neue Fanfare geleistet!
Katja Nicodemus
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