: Neuer Markt mit neuen Titeln
Die Frankfurter Börse hat 10 von 50 Firmen im Aktien-Index der Boom-Unternehmen ausgetauscht. Neu im Dax ist die Siemenstochter Epcos ■ Aus Berlin Katharina Koufen
Alles neu macht der Februar. Das dachte sich vorgestern Abend die Indexkommission der Deutschen Börse in Frankfurt: Sie schmiss beherzt gleich mehrere Hände voll Börsentiteln aus den wichtigesten Aktienindices hinaus und holte dafür neue hinein.
Die Aktienbarometer sind vergleichbar mit den Fußballligen: Der Dax ist erste Liga, der M-Dax zweite, der S-Dax entspräche von seiner Gewichtung her einer Regionalliga. Daneben besteht in Frankfurt noch der Neuling Nemax-50, der die 50 stärksten Titel am Neuen Markt der jungen Boom-Unternehmen zusammenfasst.
Wie bein Fußball gibt es Aufsteiger, Absteiger und Neuzugänge. Allerdings steigen die Titel bei schlechter Performance nicht automatisch in die nächstuntere Liga ab, sondern sie werden periodisch nach zwei Kriterien bewertet: nach ihrem Umsatz an der Börse und nach ihrer Marktkapitalisierung, also der Anzahl der zum Handel zugelassenen Aktien multipliziert mit dem aktuellen Preis pro Aktie. Dabei gilt für die Dax-Anwärter die sogenannte 35/35-Regel: Sie müssen zu den 35 Größten gehören. Für den M-Dax gilt analog die 110/110-Regel. Im Dax sind die 30 stärksten Titel, im M-Dax die folgenden 70 vertreten.
Über die Neubesetzung des Dax wird einmal im Jahr entschieden, über die von M-Dax und Nemax-50 zweimal, über die des S-Dax viermal. Die Ergebnisse werden grundätzlich erst um zehn Uhr abends bekannt gegeben, „weil dann auch die New Yorker Börse geschlossen ist“, wie ein Sprecher der Frankfurter Börse erklärt.
Für den Nemax-50 war es am Dienstag das erste Mal, dass über seine Neubesetzung entschieden wurde. Schließlich gibt es ihn erst seit Juli vergangenen Jahres. Er verschafft einer neuen, wachstumsstarken Gründergeneration vor allem aus der Telekommunikations – und der Computerbranche den Zugang zu Kapital.
10 von 50 Firmen werden nun beim Nemax-50 ausgewechselt. Das ist viel, denn die Indices sollen eine gewisse Kontinuität schaffen. Doch „die hohe Fluktuation spiegelt den Andrang am Neuen Markt wider“, meint ein Börsenspezialist: Unter den 168 Neuemissionen im letzten Jahr hätten sich 140 potenzielle Anwärter auf eine Notierung im Nemax-50 befunden. Bei Dax, M-Dax und S-Dax zusammen seien es gerade einmal 28 gewesen. Herausgenommen werden laut Börsen-Beschluss Brain International, NSE Software, Jumptec, Artnet.Com und Realtech aus dem Computer- und Internetbereich, Cinemedia – ein Dienstleister für die Filmbranche –sowie Ifao, Bintec, Basler und Endemann. Ihre Plätze einnehmen werden die Direct Anlage Bank, die Internetagentur Pixelpark, die Telekommunikationsfirma Pandatel, der Internet-Auktionator Ricardo.de, die Softwareanbieter Fantastic und Broadvision, die Biotechnologiefirma Evotec Biosystems, Constantin Film und Trintch und Gauss.
Braodvision etwa, das Software für den elektronischen Handel herstellt, konnte seit dem Börsengang im November 1999 einen Kursgewinn von 1.000 Prozent verzeichnen. Oder die Firma Evotec Biosystems: Obwohl erst für 2003 überhaupt schwarze Zahlen erwartet werden, puscht die Fantasie der Anleger den Kurs hoch. Seit Oktober hat er sich verdreifacht.
Im M-Dax werden hingegen nur 4 der 70 Werte ausgetauscht: die Aktie der in den S-Dax absteigenden Brau und Brunnen, der Batteriehersteller Varta, die Versicherer AXA Colonia und DBV Winterthur fliegen heraus. Aufgenommen werden die Hoechst-Abspaltung Celanese AG, die GfK Holding sowie die aus dem S-Dax aufsteigenden Titel der VCL Film & Medien AG und der Baader Wertpapierhandelsbank.
Mit besonderem Interesse blickten die Börsianer in letzter Zeit auf den Dax, in dem zwei Plätze frei werden: Mannesmann wird nach der Fusion mit Vodafone Airtouch aus dem deutschen Aktienindex ausscheiden. Und Veba und Viag, bislang als eigenständige Unternehmen vertreten, fusionieren. Die frei werdenden Ränge sind heiß begehrt – die Aufnahme in den bewährten Dax gilt als Gütesiegel. Als Mannesmann-Nachfolgerin wurde vorgestern die Siemens-Tochter Epcos bestätigt. Im Falle von Veba und Viag hat die Börse hingegen beschlossen, keine Indexanpassung vorzunehmen.
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