: Strikt und harsch mit den Menschen
■ Stärkerer Zuzug von Aussiedlern hat für Enge auf den Hamburger Flüchtlingsschiffen in Neumühlen gesorgt
Aufgebrochen aus Kasachstan oder aus Russland – gelandet auf der „Bibby Challenge“: Die Flüchtlingsschiffe in Neumühlen sind meist das erste, was deutschstämmige Spätaussiedler von Hamburg kennenlernen. 2233 sind im vergangenen Jahr nach Hamburg gekommen, 74 mehr als im Jahr davor. Vor allem in den letzten Wochen des Vorjahres haben viele versucht, nach Deutschland zu kommen. Denn seit Jahresbeginn müssen die Flüge aus der Heimat nach Deutschland selbst bezahlt werden.
Die gestiegenen Zuzugszahlen der Aussiedler haben dafür gesorgt, dass es auf der „Bibby Challenge“ und dem Schwesternschiff „Bibby Altona“ eng wurde. Das hat der Senat auf eine Anfrage des CDU-Abgeordneten Rolf Harlinghausen bestätigt. Die Platzzahl auf den Wohnschiffen musste kurzfristig von 1200 auf 1420 erhöht werden.
Die Aufenthaltsdauer auf den Schiffen hat sich für die Aussiedler allerdings in der jüngsten Zeit verkürzt: Nur ein bis zwei Wochen müssen sie noch dort verbringen, bevor sie in eine der so genannten Durchgangsunterkünfte umziehen können – Wohncontainer und Pavillondörfer. Und auch dort bleiben sie im Durchschnitt nur noch drei bis sechs Monate. „Die Wohnungssituation ist viel besser geworden“, sagt Alice Wysinski, Aussiedlerbetreuerin beim Roten Kreuz.
Die Nachfrage, nach Deutschland zu kommen, ist immer noch enorm groß, weiß Wysinski, die Hürden, die den Aussiedlern gestellt werden, werden aber immer höher. Das gilt aus ihrer Sicht nicht nur für die Bundesregierung, die die Zahl der Zuzugsplätze für dieses Jahr auf 100.000 halbiert hat, sondern auch für Hamburg. Wysinski bemängelt die Prozedur der behördlichen Prüfung durch das Landesamt für Aussiedler. „Obwohl die Leute schon im Her-kunftsland und dann noch einmal im Auffanglager auf deutsche Sprach- und Landeskenntnisse geprüft werden, müssen sie sich dem in Hamburg noch einmal unterziehen.“ Was für viele mit der Verweigerung der Anerkennung als Spätaussiedler ende. Das Rote Kreuz stelle eine „erhebliche Verschärfung der Anerkennungspraxis“ seit dem vergangenen Jahr fest.
Die Folgen einer Ablehnung sind erheblich: Die Menschen gelten dann nicht als Deutsche, ihnen droht unter Umständen – wie Flüchtlingen – die Abschiebung: „Man geht hier strikt und harsch mit den Menschen um“, kritisiert Wysinski. Peter Ahrens
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