■ Hannoveraner Computer-Programm legte Internet lahm
: Expo-Stadt gebärt Hacker

Hannover/Washington. Eine Woche nach den bisher größten Hacker-Attacken im Internet gibt es inzwischen mehrere Verdächtige. In Deutschland geriet ein 20-jähriger Computerfreak aus Hannover unter Verdacht, unter dem Namen „Mixter“ eines der verwendeten Programme geschrieben zu haben. Auch in den USA sind die Ermittler des FBI offenbar einen Schritt weiter: Wie die „Washington Post“ berichtete, wollten Experten des FBI noch am Dienstag mehrere Computerfreaks verhören. Einer von ihnen lebe in den USA und trete im Internet unter dem Namen „Coolio“ auf. Bei dem zweiten Verdächtigen soll es sich um einen kanadischen Teenager mit dem Pseudonym „Mafiaboy“ handeln.

Der Abiturient aus Hannover war bereits Anfang des Monats wegen anderer Fälle von Computer-Kriminalität zu 15 Tagen Sozialdienst verurteilt worden. Mitte 1998 war er mehrfach in Computer von Unternehmen eingebrochen und hatte dort Virenprogramme installiert. Diese Methode erinnert nach Angaben des Staatsanwalts an die Vorgehensweise der Hacker-Angriffe der vergangenen Woche. In dem Prozess hat der Computerfreak nach Angaben des Staatsanwalts zwei Mal sein Pseudonym „Mixter“ verwendet.

Am Wochenende hatte „Mixter“ in einer E-Mail an die dpa eingeräumt, die Software „Tribe Flood Network“ (TFN) geschrieben zu haben. Allerdings habe er nichts mit den Angriffen auf die Web-Seiten in der vergangenen Woche zu tun. Mit dem Programm TFN können Internet-Angebote solange mit Daten überflutet werden, bis die Computer aufgeben.

Inzwischen beschäftige sich der 20-jährige Hannoveraner nach Angaben seiner Mutter vor allem mit Sicherheitsfragen in Datennetzen. Er habe lukrative Jobs in Aussicht, einen davon in Israel. „Mixter“ selbst hatte in seinen durch ein Verschlüsselungsprogramm authentifizierten E-Mails betont, das Programm TFN für Analyse-Zwecke geschrieben zu haben. „Ich bin in keiner Weise an Angriffe gegen US-Websites oder an irgendwelchen kriminellen Handlungen beteiligt. Tatsächlich bin ich aber der einzige Programmierer, der ein in Frage kommendes Angriffsprogramm veröffentlicht hat und dazu steht.“

Der oder die Hacker hatten TFN in der vergangenen Woche vermutlich benutzt, um unter anderem das Internet-Portal Yahoo, den Nachrichtendienst CNN.com, den Online-Aktienhändler E-Trade und den Buchhändler Amazon.com stundenlang lahm zu legen. „Tribe Flood Network“, das Programm „Stacheldraht“ und „Trinoo“ waren nach den Angriffen unter anderem vom FBI als mögliche Angriffsprogramme genannt worden.

dpa