: „Ein großes Hauen und Stechen“
Interview mit der Technik-Verantwortlichen Angela Hopf über die Verleihung des Liliput-Preises für besonders schlechte Synchronisation an ihren Filmverleih Scotia
Heute Abend prämiert der Bundesverband kommunale Filmarbeit zum vierten Mal drei besonders schlechte und eine ausgesprochen gute Synchronisation des abgelaufenen Filmjahres. Prominentestes Opfer unter den bisherigen Preisträgern war „Fargo“. „Wir wollen die Verleiher nicht an den Pranger stellen“, sagt Gisela Hüber vom Bundesverband, „wir wollen mit denen in Dialog treten.“ Perspektivisch soll die Synchronisationsqualität verbessert werden, bisher wurde man von den prämierten Verleihern allerdings eher „als Synchronisations-TÜV beschimpft“.
Unter den Preisträgern in diesem Jahr ist „Alles aus Liebe – She’s so lovely“ mit Gena Rowlands und John Travolta, den der Münchner Filmverleih Scotia in die deutschen Kinos gebracht hat. Angela Hopf ist bei Scotia zuständig für die Technik, also auch für die Synchronisation der Filme.
taz : Werden Sie heute Abend zu der Verleihung des Liliput-Preises, die ja im Rahmen der Berlinale stattfindet, gehen?
Angela Hopf: Nein, mit Sicherheit nicht. Schon weil von uns überhaupt niemand in Berlin ist, weil wir keinen Film bei der Berlinale haben.
Aber da wird, wie wir erfahren haben, einer Ihrer Filme ausgezeichnet, weil er besonders schlecht ins Deutsche synchronisiert worden sein soll ...
Was soll ich denn da jetzt sagen? Das macht doch eine Synchronfirma. Ich müsste ja auch erst mal wissen, warum der Film ausgezeichnet wird. Ich weiß ja noch nicht mal, welche Kriterien da angelegt werden. Vorher kann ich mich dazu gar nicht äußern.
Der Bundesverband kommunale Filmarbeit, der den Preis vergibt, hofft, damit eine Diskussion anzustoßen und so die Qualität der Synchronisation zu verbessern.
Ehrlich gesagt: Bei der Flut von Preisen, die es inzwischen auch in Deutschland gibt, da würde es einer weniger auch tun. Ich glaube nicht, dass die Qualität der Synchronisationen dadurch besser wird. Das hängt von ganz anderen Sachen ab.
Wovon denn?
Das hat vor allem damit zu tun, wieviel Geld man dafür ausgibt, wieviel Zeit man hat, was man damit erreichen will. Die Filmrechte werden heut zu Tage doch immer teurer, was vor allem für kleine Verleiher ein Problem ist. Außerdem muss man immer öfter Pakete kaufen, und bei den weniger interessanten Filmen versucht man natürlich, die Kosten zu drücken. Qualität kostet halt.
Wie schätzen Sie denn allgemein die Qualität und das Niveau der Synchronisationen in Deutschland ein?
Eigentlich ist die Qualität in Deutschland ganz gut. Aber es haben sich Firmen breitgemacht, die mit Dumpingpreisen arbeiten und natürlich nicht so gute Qualität abliefern. Aber die kriegen natürlich trotzdem ihre Aufträge, einfach weil sie billiger sind. In der Synchron-Szene gibt es momentan ein großes Hauen und Stechen.
Interview: Thomas Winkler
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen