piwik no script img

Die Fusion von Veba und Viag hängt nur noch an der EU

Kommission überlegt, ob Konzerne beim Ost-Stromversorger Veag aussteigen sollen

München (AP/taz) – Die Fusion von Veba und Viag zum größten deutschen Stromkonzern hängt jetzt nur noch von der Genehmigung der EU-Kommission ab. Die Viag-Aktionäre stimmten am Montagabend auf der Hauptversammlung in München mit 99,5 Prozent dem Zusammenschluss zu. Die Veba-Aktionäre hatten die Fusion bereits zuvor gebilligt.

Die Wettbewerbshüter in Brüssel dringen jetzt offenbar darauf, dass sich Veba und Viag von ihren Anteilen am größten ostdeutschen Energieversorger, der Veag, trennen. Der Generaldirektor des EU-Wettbewerbskommissariats, Alexander Schaub, erklärte, dass bei „bestimmten Desinvestierungen eine positive Entscheidung“ möglich sei. Das größte Problem sei der Strombereich. Auch das Bundeskartellamt in Bonn betrachtet die Fusion mit Vorbehalten. Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) will die beiden Konzerne dagegen unbedingt bei der Veag im Boot halten, damit sie einen Teil der Verluste des ostdeutschen Stromunternehmens tragen. Viag-Vorstandschef Wilhelm Simson äußerte sich absolut sicher, dass die EU-Kommission die Fusion genehmigen werde.

Die Fusion zum drittgrößten deutschen Industriekonzern sei wegen „der nicht unerheblichen Synergieeffekte“ sinnvoll, sagte Klaus Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Angesichts der Dominanz der Veba handle es sich aber nicht um einen Zusammenschluss unter Gleichen. Jörg Pluta von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sagte, die Fusion sei „aus den Schwächen beider Konzerne in der Vergangenheit“ geboren.

Der Würzburger Wirtschaftsprofessor Ekkehard Wenger kritisierte eine Bevorzugung des „räuberischen Großaktionärs Freistaat Bayern“, der einen Teil seiner Viag-Beteiligung für 23 Euro pro Aktie an die Veba verkauft hatte. Die übrigen Aktionäre müssten den „Paketzuschlag von 30 Prozent“ mit einem ungünstigeren Umtauschverhältnis bezahlen. Atomkraftgegner lehnten in Gegenanträgen die Fusion ab. Simson betonte, der Konzern werde weiterhin auf seine Atomkraftwerke setzen.

Mit der Fusion entsteht das drittgrößte deutsche Industrieunternehmen mit einem Umsatz von 76 Milliarden Euro (148 Milliarden Mark), einem Jahresüberschuss von 4,4 Milliarden Euro vor Steuern und 220.000 Mitarbeitern. Der neue Konzern will sich auf die Kernbereiche Energie und Spezialchemie konzentrieren. Die Stromversorger PreussenElektra und Bayernwerk sollen zum größten Stromversorger in Deutschland und der Nummer drei in Europa verschmolzen werden und ihren Umsatz in den nächsten fünf Jahren auf 30 Milliarden Euro verdoppeln. koch

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen