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West of Westwerk

■ Stilistisch ungebunden: Die Experimentalmusikerin Andrea Parkins setzt die Jazz & Spirit-Konzertreihe fort

Seit etwas mehr als drei Jahren gestaltet Pastorin Susanne Zingel mit „Jazz & Spirit“ eine bemerkenswerte Konzertreihe. Ri-chie Beirach, Anthony Coleman, Evan Parker und weitere Hochkaräter gastierten schon in der Ottenser Christianskirche. Zu dieser „West of Westwerk“-Avantgarde zählt auch Andrea Parkins, die am kommenden Mittwoch dort auftreten wird – als Solistin mit Akkordeon, Piano und Sampler.

Eine Musikerin im Laboratorium: Andrea Parkins experimentiert mit einer Menge Handwerkszeug und mit noch mehr Live-Elektronik. Zudem bedient sie ihre Instrumente gern simultan und türmt unerschrocken aufeinander, was ihr an Tönen und Geräuschen zur Verfügung steht. Nur dann und wann sind in der vertrackten Soundstruktur noch herkömmliche Motive zu identifizieren, aber wenn sich aus dem Gewirr mutwillig verfremdeter Klänge plötzlich ein naturbelassener Blasebalgseufzer löst, erfährt man ihn umso unmittelbarer. So subversiv Parkins' Konzept im Ganzen angelegt ist, ihre Kompositionen arbeiten auch mit Stille und Zärtlichkeit, berücksichtigen die Möglichkeiten zu einer Pause oder anderen Delikatessen.

Und keine Angst: Hier ist nicht etwa eine Monomanin am Werk. Parkins' Erfahrungen mit ihren New Yorker Trios (mit Ellery Eskelin und Jim Black bzw. Briggan Krauss und Kenny Wollesen an Saxofon und Schlagzeug) und in diversen Ad-hoc-Formationen kommen auch ihren Aktivitäten als Solistin zugute. Sie kom-muniziert ihr Material, stellt in der Performance das Publikum und sich selbst gleichermaßen auf die Probe. Das hat auch in Hamburg schon außergewöhnliche Konzerte nach sich gezogen, man erinnere sich nur an den Westwerk-Auftritt vor vier Jahren, als Andrea Parkins mit ihrer Cousine Zeena (der Harfenistin von Elliott Sharp) die Tonspuren zu surrealistischen Stummfilmen von Maja Deren aufführte. Auf den bewusst offenen Oberbegriff „Jazz & Spirit“ passen Parkins' musikalische Geheimnisse also ideal.

Andreas Schäfler

Mi, 23. Februar, 20.30 Uhr, Chris-tianskirche, Kloppstockplatz

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