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Freitod in der Bank

Ein Wirtschafts-Eastern: Masato Haradas „Jubaku“ (Panorama) über Filz und Ehre

Japanische Jugendliche mögen die Vorstellung vom Selbstmord. Zumindest in japanischen Filmen. In Yutaka Tsuchiyas merkwürdig selbstverliebter Totalitarismus-Doku „The New God“ sagen rechte Rockstars „I hate myself and I want to die“, dann kichern sie in die Kamera, trinken Bier und prosten dem alten Kaiser zu. Manchmal hat man das Gefühl, dass die wirren Suizidfantasien etwas mit Onanieren zu tun haben, so wie sich Woody Allen das Handanlegen als „Sex mit dem einzigen Menschen, den man wirklich liebt“ vorstellt.

Auch in Masato Haradas „Jubaku“ bringt sich ein älterer Mann um. Allerdings nicht aus enttäuschter Liebe zu sich selbst, sondern aus Verzweiflung darüber, dass er einen der größten Finanzskandale Japans nicht verhindern konnte. Doch der Freitod ändert nichts an der Entscheidung seines Vorgesetzten: Nie wird man vom Chef der Asahi Central Bank etwas über die Hintermänner der Sokaiya-Affäre von 1997 erfahren. Schließlich will er sein Gesicht nicht verlieren, zu tief ist er in üble Geschäfte mit der Tokioter Mafia verstrickt. Die Story von „Jubaku“ kreist um genau dieses Motiv: Wie viel Reue muss man zeigen, um aus dem Sumpf der Korruption zurück in eine Gesellschaft zu finden, die auf Vertrauen baut?

Es klingt nach Ehre und Gewissen, nach „Godfather“ oder Western und es sieht über weite Strecken auch so aus. Schon im Vorspann sind die schönen Bilder aus einem rosa blühenden Kirschbaumgarten mit Morricone-Sounds unterlegt. Trotzdem hat Harada auf die üblichen Yakuza-Showdowns verzichtet und das Ganze im Stil eines unterschwellig brodelnden Gerichtsdramas inszeniert. Dabei beruft sich der 1949 geborene Regisseur auf einen echten Fall: Durch Erpressung, Immobilienspekulationen und verdeckte Zahlungen waren vor drei Jahren 3,1 Milliarden Yen von der Dai-Ichi Kangyo Bank an diverse illegale Organisationen verschoben worden. Langsam lässt Harada all diese Fakten einsickern, während immer mehr Sonderbeamte bei einer militärisch durchgeplanten Aktion die Akten der Bank durchwühlen.

Als die Affäre mehr und mehr den störrisch schweigenden Vorstand belastet, versucht ein kleines Grüppchen von Angestellten aus dem Mittelbau auf eigene Faust gegen das Management zu recherchieren. Immerhin gibt es Gesellschafter, die bei der nächsten Aktionärssitzung beruhigt werden müssen. Und auch der Anführer Kitano (Koji Yakusho) weiß: Wenn sein Chef weiter die Aussage verweigert, droht die Firma zu zerbrechen. Pech nur, dass er ausgerechnet mit dessen Tochter verheiratet ist.

Für diesen Konflikt zwischen Machtkalkül und Überzeugungen findet Harada kammerspielartige Bilder. Die Menschen reden viel und streiten gerne. Auch das ist für japanische Filmverhältnisse ungewöhnlich. 1989 war Harada mit „Gunhead“ noch als Experimentalfilmer in Sachen Biotech und Cyborgs angetreten. „Jakuba“ geht nun ins andere Extrem: Nikkei-Index statt Science-Fiction.

Harald Fricke

„Jubaku“. Regie: Masato Harada. Mit Koji Yakusho, Katsuhiko Kobayashi, Kippei Shiina, Ikuji Nakamura, u. a. Japan, 114 Min.; 19. 2., 22.30 Uhr Cinemaxx 7, 20. 2., 15.30 Uhr Cinestar 3.

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