Kommentar: Höchste Eisenbahn
■ Warum der ICE nach Berlin nur der Beginn verkehrspolitischer Vernunft sein kann
Das wurde aber auch Zeit. Nach einer Dekade des Stillstandes besteht nun endlich die Chance auf eine leidlich sinnvolle Verkehrspolitik im Norden zumindest auf der Schiene. Das Staatsbegräbnis des transrapiden Stelzenwahns macht den Weg dafür frei.
Eine hochgeschwinde ICE-Verbindung zwischen den beiden größten deutschen Städten ist aber nur ein erster Schritt. In Schweden träumen einige bereits ernsthaft davon, in gut vier Stunden mit dem Zug von Stockholm nach Berlin zu rasen, via Kopenhagen und Lübeck oder Hamburg. Das mag nicht allen gefallen, aber es dürfte die Realität des Jahres 2015 ebenso sein wie die verlängerte A 20 von Lübeck um Hamburg herum und unter der Elbe hindurch.
Die Wachstumsdynamik in der Boom-Region westliche Ostsee zwischen Norddeutschland, Südskandinavien und dem Baltikum droht mit einer Konsequenz des Horrors: der Verdoppelung des Verkehrs innerhalb von 20 Jahren. Diesen in halbwegs erträgliche Bahnen zu lenken, lautet die Aufgabe.
Und deren Lösung darf nicht in weiteren und breiteren Autopisten für immer längere Schlangen von „very long vehicles“ bestehen. Einzig vernünftig ist ein Gleisnetz samt technologischer Infrastruktur zwischen den vier Millionenmetropolen, das mindestens die vierfache Kapazität des heutigen Güterschienenverkehrs gewährleistet. Und dessen Trennung von den Trassen der rasenden Personenzüge.
Dafür wird es höchste Eisenbahn. Der ICE nach Berlin kann nicht mehr sein als der Beginn verkehrspolitischer Vernunft.
Sven-Michael Veit
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