: Torwart ohne Arbeit
Union-Keeper Kay Wehner leidet unter der Harmlosigkeit der Gegner
Vermutlich wäre Kay Wehner derzeit auf dem Tenniscourt glücklicher als im Fußballtor. Dann würden die Gegner des Hobby-Racketschwingers öfter ins Netz treffen. Aber so fungiert der 29-Jährige als hauptamtlicher Angestellter beim 1. FC Union und wird als solcher kaum gefordert. „Ich bin noch nicht oft geprüft worden und habe meine wahre Klasse bislang nicht unter Beweis stellen können“, beklagt sich der Keeper des Berliner Regionalligisten über mangelnde Beschäftigung.
Auch der VfL Halle, der morgige Gegner des Spitzenreiters aus der Wuhlheide (14 Uhr, Stadion Alte Försterei), dürfte dem gebürtigen Eisenhüttenstädter kaum die Hölle heiß machen. Die graue Mittelfeld-Maus aus Sachsen-Anhalt hat noch an der heftigen 0:6-Heimklatsche vom Vorwochenende gegen Jena zu knabbern. Die Fans des Köpenicker Spitzenreiters machen sich bereits auf einen Einbahnstraßenkick Richtung Hallesches Tor gefasst. Wehner müsste sich dann – wie so oft in der laufenden Saison – mit Gymnastik warm halten, um für die raren Gefahrenmomente an seinem Arbeitsplatz gerüstet zu sein.
Aber damit scheint ernsthaft kaum jemand zu rechnen – schier unüberwindlich steht die Berliner Mauer vor Wehner. Erst 11 Treffer kassierte Kay in der Kiste in bisher 19 Spielen. Die Unioner dürfen sich rühmen, neben West-Regionalligist Saarbrücken die beste Verteidigung in den drei höchsten deutschen Spielklassen zu besitzen.
Halle hingegen, die „Schießbude der Liga“, registrierte 38 Einschüsse. Pech für Wehner, der alles schon mal mitgemacht hat. „In Cottbus ging es mir ähnlich“, erinnert er sich. Bei den Lausitzern litt der gelernte Instandhaltungsmechaniker 1997 unter derselben unverschuldeten Kurzarbeit. Nur 17 Treffer in 34 Regionalliga-Partien ließ die Cottbusser Defensivabteilung damals auf dem langen Marsch in die Zweite Bundesliga zu.
Ob Unions Trainer Georgi Wassiliev bemerkt hat, dass er seinen Tormann mangels echter Gegner höchstpersönlich bei Laune halten muss? In der Winterpause überlegte der Bulgare („Meisterschaften werden in der Abwehr entschieden“) ernsthaft, ob es nicht besser wäre, Wehners Stellvertreter Robert Wulnikowski der Langeweile auf dem Rasen auszusetzen. „Kay hat Konzentrationsprobleme“, mäkelte Wassiliev an der Nummer eins herum. Dann ließ der Coach doch alles beim Alten. In der Hoffnung, dass sich endlich mal ein Stürmer findet, der Wehners Torwarthandschuhe zum Glühen bringt. Jürgen Schulz
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