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Ehrliche Männerliebe siegt

■ Bierernst mit Mainstream-Happy-End: Paul Oremlands Film „Like it is“ unterlegt uralte Schwulenklischees mit Techno

Filme, die das englische Working-class-Milieu als Folie für ihre Story nutzen, haben schon seit Jahren Konjunktur, und gleichzeitig hat das schwule mittelständisch-emanzipierte Kinopublikum die angeblich irgendwie authentischeren maskulinen Underdogs entdeckt. Paul Oremland versucht in seinem Film Like it is, beide Sujets marktgängig miteinander zu verbinden.

Der junge, hübsche, unschuldige Proletarier Craig (Steve Bell) aus dem Kaff Blackpool, der sich sein Geld mit illegalen Boxkämpfen verdient, lernt den alten Szenehasen Matt (Ian Rose) kennen und erlebt mit ihm das „erste Mal“. Obwohl dies eher missglückt, führt es zu Craigs Coming out. Matt managt in London zweitklassige MusikerInnen und träumt von seinem eigenen Club. Craig folgt ihm in die coole, drogengeschwängerte Welt der Discos, Partys und Tonstudios und ist von ihr fasziniert – wie von dem reichlich gebotenen schnellen Sex. Aber die wahre Liebe kann dort nicht gedeihen, zumal Matts skrupelloser Chef (Roger Daltrey), Klischeebild einer alternden, zynischen Tucke, und die „beste Freundin“ Paula (Dani Behr), eine fiese fag hag, sich nach Kräften bemühen, die beiden auseinanderzubringen. Letztlich siegt jedoch in einem hölzern inszenierten Happy-End die ehrliche Männerliebe über alle intriganten Weiber und Tunten.

Oremland versucht, sich an den Erfolg von Beautiful Thing anzuhängen, erreicht allerdings nicht entfernt den Charme und Witz jener Coming-out-Geschichte aus dem Hochhausghetto. Nicht nur, weil Like it is schrecklich bierernst ist, sondern auch, weil die Spekulation der Filmemacher zu durchsichtig ist: Die beiden miteinander konfrontierten Milieus wurden offensichtlich ausgewählt, weil sie den ZuschauerInnen ein wenig Exotik bieten und den Protagonisten die Möglichkeit, sich ausgiebig zu entblößen. Aber durchtrainierte Körper und die eine oder andere Fick-szene ergeben eben noch keinen guten Film.

Uralte Topoi aus der Mottenkiste bürgerlicher Schwulenliteratur mit Techno-Musik zu untermalen, macht sie nicht genießbarer; hierzu gehört das Bild vom unverdorbenen Proletarier, durch den der Mittel- oder Oberschichthomo zu seinen wahren Gefühlen findet, ebenso wie das von der hysterischen Frau, die der mannmännlichen Beziehung im Wege steht. Klischeegetränkt wie es ist, bildet Like it is ein überflüssiges Produkt für das – mittlerweile lukrative – schwule Segment des Mainstream-Filmmarktes. Jakob Michelsen

Neues Cinema (siehe Filmübersicht), ab 24. Februar, 20.30 Uhr, 3001

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