Starfrisuren, Wagner-Fans, etc.: Daisy hört Vivaldi
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die blasierteste, aufgebrezeltste Modetunte im ganzen Land?“ – „Herr Starfriseur Udo Walz, Ihr seid die blasierteste hier, aber Mosi hinter den sieben Bergen, mit seiner Hundedame Daisy, ist noch 1.000-mal blasierter, aufgebrezelter und modetuntiger als Ihr!“ Genau. Und hat darum auch den größeren Fun-Faktor. Vor allem, wenn er so tolle CDs rausbringt wie ebendiese: „Moshammer’s Classics – Mein Leben und meine Gefühle“ heißt sie, und sie lässt sich spontan an ungefähr 25 dankbare Menschen mit Sinn für Humor verschenken.
In samtigem Opernvorhangs-Lila kuschelt Mosi mit Daisy auf dem Cover, daneben steht – festhalten –: „Texte, Sprecher und Musikauswahl: Rudolph Moshammer & Daisy“. Man kann sich richtig vorstellen, wie das Hündchen jedesmal vorwurfsvoll mit dem niedlichen Schleifchen wackelte, wenn es nicht einverstanden war mit der Musikauswahl. Vor Wagners Ouvertüre zu „Tannhäuser“ geht das Geplauder im schlimmsten Bazi-Deutsch los. Von seiner Kindheit, vom schwierigen Aufstieg ins Modegeschäft, von der Zeit, als nur ein paar selbst genähte Bademäntel im Schaufenster hingen, dann entspannt man mit Chopin. Wie das wichtigste Tier in sein Leben getreten ist, die „Yorkshireterrierdame, die jetzt der berühmteste Hund Deutschlands ist, gell Daisy?“ „Wuff! Wuff!“. Beim „Karneval der Tiere“ von Saint-Saëns tupft man spätestens ein paar Lachtränen weg. Der Knaller ist aber, wie Mosi immer schmatzt beim Luftholen und laut mit dem Papier raschelt. Erinnert an die Atmo-Geräusche bei deutschen TV-Kriminalserien, zum Beispiel „Derrick“. Hervorragend. Vor Hörgenuss sind am besten ein paar Haschkekse zu verzehren. Jenni Zylka
„Moshammer’s Classics – Mein Leben und meine Gefühle“ (Koch Classics)
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