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AKW droht drei Wochen Ruhe

■ Ministerien prüfen, wie es mit dem Atomkraftwerk Unterweser weitergehen soll. Brennelemente mit gefälschten Papieren aus Sellafield aber ohne Auffälligkeiten

Hannover (taz) – Das Atomkraftwerk Unterweser soll wahrscheinlich für einen Wechsel von vier Brennelementen mit gefälschten Prüfunterlagen vorübergehend abgeschaltet werden. Bundesumweltminister Jürgen Trittin verlangte gestern in Hannover vom Betreiber PreussenElektra einen umgehenden Austausch der Brennelemente. Sie stammen aus der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield. Dort gab es Fälschungen seit 1996. Auch der niedersächsische Umweltminister Wolfgang Jüttner schloss ein rund dreiwöchiges Abschalten des Reaktors nicht aus.

Gestern Nachmittag wurde allerdings noch einmal geprüft, ob die Anordnung eines außerplanmäßigen Brennelementewechsels bei dem AKW südlich von Bremerhaven auch juristisch möglich ist. An dem Gespräch nahmen Beamte der niedersächsischen Atomaufsicht und der zuständige Abteilungsleiter im Bundesumweltministerium, Wolfgang Renneberg, teil. Die Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums, Jutta Kremer-Heye, betonte, dass Niedersachsen bei der Entscheidung über eine Abschaltung als Aufsichts- und Genehmigungsbehörde unabhängig von Weisungen des Bundes sei. Eine Abschaltung sei nach dem Atomgesetz nicht nur bei Gefahren für die Gesundheit oder die Sicherheit, sondern auch Verstößen gegen formale Vorgaben möglich. Die Fälschung von Prüfunterlagen kann als ein solcher Verstoß gelten.

Gefahren für den sicheren Betrieb des AKW durch die vier Brennelemente sieht das Umweltministerium in Hannover bisher nicht. Seit ihrem Einbau in den Reaktorkern Ende 1996 haben sie bei Kontrollen keine Auffälligkeiten gezeigt. Nach dem jetzigen Kenntnisstand in Hannover soll es bei der Prüfung von 3.000 Brenstofftabletten für die Elemente einen Computerabsturz in Sellafield gegeben haben. In die Prüfunterlagen sollen anschließend gefälschte Daten eingetragen worden sein.

Weitere Klarheit soll eine Stellungnahme des TÜV Nord schaffen, der noch einmal einen Gutachter in die britische WAA geschickt hat. Erst wenn diese Stellungnahme vorliege und die PreussenElektra noch einmal gehört worden sei, könne man voraussichtlich am Anfang kommender Woche über ein vorübergehendes Abschalten entscheiden, sagte Kremer-Heye. Die Sprecherin der PreussenElektra, Petra Uhlmann, bezeichnete gestern einen vorgezogenen Austausch der vier Brennelemente als „unverhältnismäßig“. Die Elemente seien spezifikationsgerecht hergestellt worden. Bei der Fertigung habe man lediglich verloren gegangene Daten rekonstruiert. Jürgen Voges

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