: Es ist nicht wahr, dass man nichts dagegen tun konnte
Vor 57 Jahren rettete eine Demonstration in der Rosenstraße Berliner Juden vor der Deportation in die Vernichtungslager. Nachama fordert Widerstand gegen Rechtsradikale
Mit einer Gedenkveranstaltung ist am Sonntag in Berlin an die Opfer der berüchtigten „Fabrik-Aktion“ der Nazis vor 57 Jahren erinnert worden. In einer beispiellosen Razzia waren am 27./28. Februar 1943 mehr als 10.000 zur Zwangsarbeit in Rüstungsbetrieben verpflichtete Berliner Juden festgenommen und Tausende von ihnen in Vernichtungslager deportiert worden. Als Sammelstelle der Deportation diente das Jüdische Altenheim in der Großen Hamburger Straße in Mitte. Unmittelbar nach der „Fabrik-Aktion“ demonstrierten nichtjüdische Frauen in der Rosenstraße für die Freilassung der Gefangenen. Das NS-Regime gab ihrem Druck unerwartet nach – es gelang, die Haftentlassung vieler Gefangener zu erzwingen.
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Andreas Nachama, würdigte am Denkmal in der Rosenstraße den „heldenhaften Mut“ der Frauen, die ihre Männer und Söhne vor der Verschleppung nach Auschwitz bewahren konnten. Die Aktion habe gezeigt, dass Widerstand während des nationalsozialistischen Regimes möglich gewesen sei.
Auch heute müsse Ewiggestrigen entschieden entgegen getreten werden, forderte Nachama. Er brachte die Hoffnung auf eine breite Teilnahme der Berliner an der für den 12. März geplanten Demonstration gegen einen weiteren Aufmarsch Rechtsradikaler am Brandenburger Tor zum Ausdruck. Das demokratische Berlin müsse zeigen, dass es für Toleranz stehe und sich „ein Wahrzeichen der Stadt nicht von Ewiggestrigen nehmen lässt“.
Es sei Aufgabe der ganzen Gesellschaft zu verhindern, dass sich Juden in Berlin heute wieder ängstigten und bedroht fühlten, betonte der Vorstandssprecher der Israelitischen Synagogengemeinde (Adass Jisroel), Mario Offenberg. Zugleich müsse jüdisches Leben bewahrt und gefördert werden.
Zu der traditionellen Gedenkveranstaltung hatten neben Jüdischer Gemeinde und Adass Jisroel der Jüdische Kulturverein, Organisationen von Widerstandskämpfern und das Bezirksamt Mitte aufgerufen. ADN
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen