: Leselust am Fremden
Ein Gespräch mit Albert Völkmann, Verleger des Münchner A1-Verlags
taz: Emigrantenliteratur, Bücher wie der Bestseller die weiße Massi, der Autor Galsan Tschinag - Interkulturelles ist ein Schwerpunkt ihres Verlagsprogramms. Hat die Nachfrage nach solchen Büchern zugenommen?
Ja. Was ich um mich herum wahrnehme, so ist das Interesse stark fokusiert auf von außen hereinkommende Literatur.
Wir erklären sie sich dieses Interesse?
Das kann ich unter marktechnischen Gesichtspunkten nicht sagen, aber der Trend zur Andersartigkeit ist zu spüren. Ein Bedürfnis der Lerserinnen und Leser um sich, so vermute ich, über die eigene Existenz zu vergewissern. Oberflächlich betrachtet ist dies im Grund genommen der Versuch die eigene Alltagsexistenz. aufzuwerten durch sinnliche Wahrnehmung des Exotischen. Ein Stück heraustreten aus dem eigenen Trott. Aber ich denke, es geht über das Fremde immer zum Eigenen. Man nimmt das Fremde um den Blick auf das eigene Fremde zu schärfen.
Wie erklären sie sich den Erfolg des bei ihnen verlegten Buches „Die weißen Massai“, das seit Monaten auf der Bestsellerliste des Spiegels steht?
Das ist eine ganz archtypische Geschichte, die in einem sehr exotischen Milieu spielt. Aber diese Frau hat ein sehr archtypisches Grundbedürfnis, nämlich das der Hingabe an eine Idee, an ein Gefühl wahrgemacht.
Fördert die Reiselust der Deutschen die Lust an fremder Literatur?
Das Interesse am Fremden hat sicherlich auch mit dem Reisen zu tun. Vielleicht auch damit, dass wir selber mehr Fremde im eigenen Land haben.
Deutschland öffnet sich?
Da bin ich hoffnungsvoll. Ich glaube, dass der Blick über das Eigene hinaus, auch durch die Literatur die Toleranz untereinander größer macht. ed
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