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„Der Filmemacher“ ist eine Frau

betr.: „Stumme Sexarbeiterinnen protestieren gegen Filmzensur in Indien“, taz vom 21. 2. 00

Natürlich ist es zu begrüßen, wenn Ihr über den Protestzug hunderter Prostituierter in Kalkutta berichtet, die die Fertigstellung des kritischen Filmes „Water“ fordern, den fundamentalistische Hindus verboten. Nur ist Deepa Mehta, verantwortlich für diesen Film, bisweilen immer noch eine Frau. Ihr hattet sie als „der Filmemacher“ betitelt.

Deepa Metha, geboren 1950 in Indien, studierte an der Universität von Neu-Delhi Philosophie, bevor sie ihre cineastische Karriere mit dem Schreiben von Drehbüchern für Kinderfilme begann. Sie lebt seit 25 Jahren eine Hälfte des Jahres in Kanada, was unter anderem ihren Blickwinkel für die Gegensätze zwischen östlicher und westlicher Kultur stark beeinflusst hat. Sicher auch ein Grund dafür, dass „Water“ den Fundamentalisten zu modern erscheint.

Bereits 1997 erhielt Deepa Mehta Morddrohungen von indischen Männern, als sie in ihrem Film „Fire“ die lesbische Beziehung zwischen zwei Schwägerinnen, die in arrangierten Ehen ohne Liebe leben, erzählte. Tatsächlich ist Homosexualität in Indien gegen das Gesetz. In zahlreichen Sprachen des Landes gibt es für weibliche Homosexualität nicht einmal ein Wort. Möglicherweise sind es die gleichen kompromisslosen Hindus, die schon damals sagten, dass „so etwas“ in ihrer Kultur nicht passieren könne, und die jetzt mit ihrer Starrköpfigkeit für die Filmzensur votieren. Bleibt zu hoffen, dass Deepa Mehta sich, wie vor drei Jahren, wieder durchsetzt.

Fritzie Timmermann, Stuttgart

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