: „Ein Wettbewerb bringt ungeheure Kräfte“
Dieter Ludwig, Chef der Karlsruher Verkehrsbetriebe, über einen liberalisierten ÖPNV
taz: Fürchten Sie Konkurrenz?
Dieter Ludwig: Nein, im Gegenteil, ein Wettbewerb bringt ungeheure Kräfte in einem Unternehmen herauf. Wir brauchen aber etwas Zeit. Wir sind kommunale Unternehmen und müssen flexible, marktorientierte Unternehmen werden. Wir bereiten uns schon seit zwei, drei Jahren darauf vor, aber wir brauchen noch mal zwei Jahre. Wir sind gut in unseren Synergien, in unseren Verwaltungskosten, in unserem Know-how, aber wir haben Probleme mit unserem Personal.
Wie stark finanzieren Sie sich selbst, welchen Anteil haben Subventionen?
Zuwendungen aus Quersubventionierungen, also aus der Stromversorgung, sind etwa 30 Prozent der Gesamtaufwendungen. Diese Querverbünde sind auch nach europäischer Auffassung zulässig, weil der Strom ja auch im Wettbewerb unterschiedlicher Energieträger erwirtschaftet wird.
Spüren Sie schon die Auswirkungen der Liberalisierung auf dem Strommarkt ?
Ja, wir werden dieses Jahr etwa 10 Prozent weniger bekommen. Dem versuchen wir durch Produktivitätssteigerung und höhere Erträge aus dem Fahrgeld entgegenzuwirken.
Also Entlassungen, teurere Tickets, weniger Lohn ?
Ja, wir haben die Fahrpreise wieder um drei Prozent erhöht, aber wir müssen aufpassen, dass uns so die Fahrgäste nicht wegbleiben. Entlassungen wird es nicht geben, betriebsbedingte Kündigungen schon gar nicht – wir expandieren ja und stellen jedes Jahr 120 Leute ein. Wir können den Leuten ja nicht ihren Lohn wegnehmen, außerdem unterliegen wir dem Manteltarifvertrag. Wir wollen bei den Zusatzbestimmungen – Ein-Mann-Zuschläge, Fahrdienstzuschläge, Schaffnerzuschläge – einiges abbauen, da sind wir bundesweit dran.
Die Karlsruher Verkehrsbetriebe gelten als sehr innovativ. Danken es Ihnen die Fahrgäste ?
Die Fahrgastzahlen steigen jedes Jahr um fünf bis sechs Prozent, Gott sei Dank. Das liegt daran, dass wir unser Verkehrsnetz immer weiter ausbauen, immer neue Strecken bauen, neue Linien einrichten.
Was werden Sie tun, um ihr Unternehmen wettbewerbsfähig zu machen ?
Das ist eine ganze Palette: Wir machen unsere Züge länger, unsere Fahrer müssen mehr fahren und weniger als Reserve rumsitzen.
Katharina Koufen
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