Mit der Arbeiterbewegung auf Du und Du: Auf der Suche nach Jobs
Genf (epd/taz) – Des Kanzlers Ruf sei uns Befehl. Wenn Gerhard Schröder gerne Computerexperten aus dem Ausland einreisen lassen möchte, trifft er voll den Trend. Die Zahl der im Ausland arbeitenden Menschen hat nach einer neuen Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen. Zur Zeit sind insgesamt 120 Millionen Menschen im Ausland beschäftigt gegenüber 75 Millionen im Jahr 1965, teilte die UN-Organisation am Donnerstag in Genf mit. Verschärfte Einkommensunterschiede als Folge der Globalisierung bringen noch mehr Menschen dazu, Arbeit in fremden Ländern zu suchen.
Hauptgrund für die Migration ist laut der Studie mit dem Titel „ Arbeiter ohne Grenzen“, bessere und besser bezahlte Jobs zu finden. Das bekannte Beispiel sind die Wanderarbeiter aus Mexiko, die versuchen, die US-Grenze zu überwinden.
Die schärfste Einkommenskluft gibt es allerdings nicht dort, sondern vor der deutschen Haustür: Ein Einwanderer aus Polen könnte seinen Lohn bei der deutschen Grenzüberschreitung verelffachen.
Aber nicht nur die Armut treibt Menschen auf Arbeitssuche im Ausland. Auch fallende Preise für Transportmittel und die schneller werdende Kommunikation zwischen den Staaten motiviert zu dem Wagnis. Die Abreise in ein unbekanntes Land sei damit weniger traumatisch als früher.
Allerdings gebe es, so die Studie, immer mehr Widerstände im Gastland gegenüber ausländischen Immigranten. Während die Regierungen für den freien Fluss von Handel und Kapital sind, werden die Grenzen für Menschen geschlossen.
Dies führt nach der Studie zu einer „Migrations-Industrie“ und der Zunahme des illegalen Menschenhandels.
In Europa hätten nach einer Untersuchung von 1993 zwischen 15 bis 30 Prozent der illegalen Immigranten die Dienste von Menschenhändlern in Anspruch genommen, bei den Asylsuchenden sogar 20 bis 40 Prozent.
Die Autoren erinnern daran, dass Arbeitsemigration kein neues Phänomen ist. Die „brutalste“ Form von Migration sei der Sklavenhandel gewesen. Bis 1850 seien 15 Millionen Sklaven von Afrika nach Amerika gebracht worden.
Amerika war auch das Hauptziel der 59 Millionen Menschen, die zwischen 1846 und 1939 Europa verließen. Das Spitzenjahr der Immigration in die USA war 1915, als 1,2 Millionen Menschen dort ihr Glück suchten. mra
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