: Die taz boykottieren! Nicht mehr lesen!
Heute startet die neue taz. Das Redesign verspricht eine erregende tägliche Zeitungslektüre. Die erhitzte Debatte ist ihr dabei die schönste Vorabreklame. Nur eines würde die taz stören: Wenn sie keiner liest. Eine Dokumentation
Roland Koch, Hessischer Ministerpräsident (CDU)
„Die neue taz verdient es, nicht gelesen zu werden. Ich wünsche mir, dass in Hessen nur die Mitarbeiter der Landesmedienanstalt hineinlesen – die aber ganz genau. Hier werden Menschen wie Labormäuse behandelt. Auch wenn sie dies freiwillig tun und ihnen kaum Geld winkt. Der Verlag will allein Auflage machen, und die Menschenwürde bleibt auf der Strecke.“
Dagmar Schipanski, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Thüringen (parteilos und CDU-nah)
„Niemand sollte zuschauen, wie wildfremde Redakteure künstlich dazu aufgehetzt werden, aufeinander loszugehen. Zwar wird am Anfang die Neugier überwiegen, aber ich hoffe, dass bald keiner mehr hinkuckt und der Verlag die neue taz freiwillig einstellt. Gleichzeitig muss die Werbewirtschaft die neue taz boykottieren. (tut diese bande doch schon längst. die säzzerIn) Die Werbeinseln in der neuen taz sollten leer bleiben – eines der wirksamsten Mittel gegen die unmenschliche Tageszeitung.“
Bischof Hermann Josef Spital, Vorsitzender der Publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Trier
„Der Umstand, dass sich Personen – wenn auch freiwillig – einem umfassenden Ausbeutungssystem ausliefern, ruft gerade bei Menschen aus der früheren DDR Befremden und Erschrecken hervor. Das Medium Zeitung wird an seinem Ansehen weiter Schaden nehmen, da erneut bewusst eine Grenzverletzung provoziert wird. Ich appelliere an die Leser, die neue taz zu boykottieren, da offenbar nur eine ungenügende Auflage die Verantwortlichen dazu bewegen kann, von dieser Art des Schmuddel-Journalismus abzurücken.“
Jürgen Fliege, evangelischer Pastor und TV-Moderator
„In einem Land, in dem der Tierschutzverein Hahnenkämpfe gesetzlich verbietet und Kampfhunde führerscheinpflichtig werden, lockt und zockt die zweite Garnitur der Blattmacher mit ihren Menschenversuchsgeschäften. Es gibt keine schlagenden Argumente gegen die neue taz. Ein gieriger Verstand kann alles begründen. Er ist schließlich, wie Luther schon entdeckte, nichts weiter als eine Hure. Fragen Sie also Ihr Gewissen. Und wenn Sie sich da nicht mehr so gut auskennen, gestatte ich mir ein paar Gewissensanregungs-Teaser: Wollen Sie in der neuen tageszeitung Ihre Tochter sehen? Wollen Sie Ihre Eltern sehen? Würde Albert Schweitzer, der die ‚Ehrfurcht vor dem Leben‘ propagierte, die neue tageszeitung lesen? Na bitte.“
Otto Schily, Bundesinnenminister (SPD)
„Die Zeitung taz ist ein massiver Verstoß gegen Artikel 1 des Grundgesetzes. Wer sich ein Gefühl für die Würde des Menschen bewahrt hat, sollte das Blatt boykottieren. Zu viel Lesen schadet sowieso der Gesundheit.“
Joachim Jacob, Bundesbeauftragter für den Datenschutz
„Die neue tageszeitung entspricht sicherlich nicht meinen Vorstellungen von Moral und Ethik. Und sie lässt sich auch nicht mit den Mitteln des Rechts, schon gar nicht des Datenschutzrechts, verhindern. Und so muss jeder frei entscheiden: lesen – oder nicht lesen.“
[M]: „Die Woche“, csch, kuz, stg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen