: Tiefer Riss an der Küste
■ Nach Schlagabtausch Würzbach – Rühe: CDU Schleswig-Holstein streitet über Kurs
In Schleswig-Holsteins CDU ist nach der Niederlage bei der Landtagswahl der Konflikt um den künftigen Kurs der Partei offen ausgebrochen. Mehrere Kreisverbände dringen nach dem Bruch zwischen Ex-Spitzenkandidat Volker Rühe und Landesparteichef Peter Kurt Würzbach auf einen raschen personellen Neuanfang, andere verlangen eine Klärung der Situation in Ruhe.
„Die Situation ist nach dem Landesausschuss natürlich katastrophal“, sagte der stellvertretende CDU-Landesvorsitzende Torsten Geerdts zu den gegenseitigen Abrechnungen zwischen Würzbach und Rühe auf dem jüngsten „kleinen Parteitag“ in Rendsburg. Durch die Partei gehe ein „tiefer Riss“. Geerdts plädierte dafür, den regulär erst für nächstes Jahr vorgesehenen Parteitag vorzuziehen und den Weg für einen personellen Neuanfang frei zu machen. Dies hatte bereits der Kreisverband Nordfriesland gefordert, ähnliche Stimmen kamen aus Dithmarschen und Ostholstein. Regulär wäre der Landesvorstand noch ein Jahr im Amt.
Der Kreisvorsitzende der CDU im Herzogtum Lauenburg, Klaus Schlie, warnte dagegen vor Hektik. „Wir lassen uns auch nicht von außen bestimmen“, meinte Schlie vor dem Hintergrund der Äußerungen Rühes, die Nord-CDU brauche einen neuen Vorsitzenden und unter den gegenwärtigen Umständen komme für ihn eine Bundestagskandidatur im Land 2002 nicht in Frage. Dazu Schlie: „Bedingungen lassen wir uns schon gar nicht stellen“. Allerdings legen sich derzeit viele führende Christdemokraten dafür ins Zeug, dass Rühe 2002 doch noch im Norden kandidiert – was nur bei einem „Aus“ für Würzbach ginge.
Als Favoriten für eine Würzbach-Nachfolge im Land gelten der 37 Jahre alte CDU-Generalsekretär Johann Wadephul und Landesparteivize Reimer Böge (48), der allerdings als Europaabgeordneter ein „Entfernungsproblem“ hat. Klarheit über die weitere Entwicklung soll eine Konferenz der CDU-Kreisvorsitzenden bringen, zu der Otto Bernhardt (Rendsburg-Eckernförde) seine Amtskollegen für den 25. März nach Rendsburg eingeladen hat. Es gibt allerdings schon Forderungen, den Termin wegen der zugespitzten Lage vorzuziehen.
Wolfgang Schmidt
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