die stimme der kritik
: Betr.: Die Poesie des Wintersports

Käprijonälemmeidouän noch vor Puurunen

Ciao, Irina Nikoultschina, mach’s gut, Odd-Björn Hjelmeset, bis nächstes Jahr, Woiciech Skupien. Die Wettkämpfe haben uns hingerissen, doch noch mehr eure Namen. Was wäre ein dunkler Winter ohne die kanadische Eisschnellläuferin Capriona LeMay-Doan. Sagen sie das bitte sofort zweimal hintereinander: Käprijonälemmeidouän, Käprijonälemmeidouän. Spüren Sie das Betörungspotenzial, das selbst der vokalgeladene Biathlet Paavo Puurunen nicht toppen kann?

Dennoch: Gerade die BiathletInnen haben uns viel Freude gemacht, obwohl unsere deutsche Lieblingsfrau Simone Greiner-Petter-Memm nicht zur WM mitdurfte. Wir haben diesen Namen wahrlich vermisst, konnten uns aber mit Alina Schwartzbacherowa, mit Swetlana Ichmuratowa oder dem nachtigallartigen Rene Cattarinussi trösten. Und erst der nomenklaturische Zauber der Skandinavier! Nehmen Sie den Langläufer Jari Isometsä mit der prunkvollen „ä“-Girlande oder Havard Solbakken, Risto Jussilainen, Tommy Ingebrigtsen, Prachtburschen allesamt. Nur der Japaner vermag noch mitzuhalten: Die Skispringer Kazuyoshi Funaki und Takanobu Okabe zeigen schon im Vornamen üppige Vokaldichte, gepaart mit hinreißendem Hart-Weich-Konsonantenwechsel.

MANFRED KRIENER