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Merkel schweigt und genießt

Nach dem Rückzug von Volker Rühe steigen die Chancen der CDU-Generalsekretärin, demnächst zur Vorsitzenden gekürt zu werden. Doch noch hat Angela Merkel ihre Kandidatur nicht angekündigt

BERLIN taz/afp ■ Nach dem Verzicht Volker Rühes auf eine Kandidatur für den CDU-Parteivorsitz wächst der Druck auf Generalsekretärin Angela Merkel, sich rasch als Kandidatin zu erklären. Wie mehrere andere Landesvorsitzende sagte auch Sachsens CDU-Chef Fritz Hähle Merkel die Unterstützung seines Landesverbandes zu. Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, der als weiterer Kandidat gilt, sei seiner Einschätzung nach bereit, Stellvertreter unter Merkel zu werden.

Hähle sagte bei der Berliner Regionalkonferenz am Samstag, wenn Merkel wolle, werde sie neue CDU-Vorsitzende. „Wenn sie sagt, sie will Bundesvorsitzende werden, dann wird sie das. Die Sache liegt jetzt bei ihr.“ In Berlin wurde Merkel von zahlreichen Delegierten zur Kandidatur gedrängt.

Auch Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) rückte von seinen Vorbehalten gegen Merkel ab. Die Generalsekretärin selbst lehnte es erneut ab, sich bereits jetzt zu erklären.

Der bei der Landtagswahl in Schleswig-Holstein unterlegene Rühe erklärte seinen Verzicht auf den Parteivorsitz in einem Interview der Welt am Sonntag. „Was mich angeht, so stehe ich definitiv für die Wahl des Parteivorsitzenden nicht zur Verfügung“, sagte Rühe.

Der Fanclub der lange unterschätzten Ost-Frau verzeichnet unterdessen von Tag zu Tag Neuzugänge. Sogar der streng konservative brandenburgische CDU-Chef Jörg Schönbohm plädierte für Merkel: „Wenn sie es würde, wäre sie eine gute Vorsitzende.“

Präsidiumsmitglied Christa Thoben sagte dem Tagesspiegel, sie hoffe, die CDU sei reif für eine Frau an der Spitze. Sie geht davon aus „dass wir am 20. März ein klare Kandidatenlage haben“. Der „vergleichsweise liberale Teil der CDU“ habe jetzt „eine riesengroße Chance in all dem Durcheinander“. Die Konstellation, Merkel als Bundesvorsitzende und Rühe als Generalsekretär habe „ihren Reiz“.

Auch der saarländische Ministerpräsident Peter Müller und der niedersächsische CDU-Chef Christian Wulff haben sich für Merkel ausgesprochen.

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