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Extrem schwierig

■ Neue Drogenbeauftragte Christina Baumeister will erstmal zuhören

Die Finger will sie sich nicht verbrennen, nicht im Vorfeld. Ehe sie ihr Amt als neue Drogenbeauftragte im April antritt, wird Christina Baumeister sich nicht zur Hamburger Drogenpolitik äußern: Erst zuhören, dann Position beziehen. Sie hofft, dass auch diejenigen freien Träger, mit denen ihr Amtsvorgänger Horst Bossong sich im Laufe der Jahre überworfen hatte, „in einer neuen Person die Chance auf Veränderungen sehen“.

Nach öffentlicher Ausschreibung hat sich die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) für die Mitarbeiterin aus den eigenen Reihen entschieden. Seit 1993 arbeitet die heute 35jährige Sozialwissenschaftlerin in der BAGS. Dort begann sie als Sprecherin. Damals arbeitete sie eng mit Bossong zusammen, und war „viel mit Drogenpolitik befasst: In Hamburg wurden mehrere Einrichtungen eröffnet, zum Beispiel der erste Fixerraum Deutschlands“.

Die Träger der Drogenhilfe reagierten gestern zurückhaltend auf Baumeisters Ernennung. Einhundert Tage bekämen neuberufene SenatorInnen als Bewährungsprobe, und die Zeit, findet Kai Wiese, sollte man auch der neuen Drogenbeauftragten zugestehen. Der Geschäftsführer von „Jugend hilft Jugend“ weiß, dass Baumeister einen „extrem schwierigen Job“ übernimmt: „Die Koordination zwischen den profilierten freien Drogenhilfeträgern einerseits und den Vorgaben der Politik andererseits.“ Rainer Schmidt, Geschäftsführer der „Palette“, bedauert, dass die Neubesetzung des Amtes als „reiner Verwaltungsvorgang“ behandelt wird: „Politische Akzente will der Senat keine mehr setzen.“

Während Bossong sich Drogenbeauftragter des Senates nannte, wird Baumeister lediglich Referatsleiterin „Drogen und Sucht“ innerhalb der BAGS. Die Behörde beteuert zwar, dass Baumeisters Kompetenzen dadurch nicht eingeschränkt sein werden. Außerhalb der Behörde ist man davon jedoch überzeugt. Wiese erinnert daran, dass die Drogen-Enquetekommission der Bürgerschaft 1991 empfohlen hatte, die Position des Drogenbeauftragten senatsunmittelbar und mächtig zu gestalten: „Er muss auch behördenübergreifend koordinieren. Wer nur Referatsleiter der BAGS ist, wird von der Innen- und Justizbehörde womöglich weniger ernst genommen.“ Elke Spanner

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