: Verkehrsminister auf Abwegen
Israels Minister Jitzhak Mordechai soll eine Mitarbeiterin sexuell belästigt haben
JERUSALEM taz ■ Jitzhak Mordechais Vorliebe für besonders junge Frauen ist spätestens seit seiner Hochzeit mit der über 20 Jahre frischeren Kochi bekannt. Laut einem Bericht der Zeitung Jediot Aharonot wird Israels Verkehrsminister nun vorgeworfen, eine 23-jährige Mitarbeiterin sexuell belästigt zu haben.
Nach Aussage der Frau soll Mordechai sie vor zwei Wochen in sein Büro gerufen haben und sei dann zudringlich geworden. Er habe sie gegen ihren Willen geküsst, versucht, sie zu entkleiden, und zu Boden geworfen. Schon zuvor habe der 55-jährige Minister ihr mehrfach sexuelle Avancen gemacht, ohne dabei allerdings handgreiflich zu werden. Die junge Frau ließ ihre Aussage am Lügendetektor überprüfen. Kann man der Technik vertrauen, sagt sie die Wahrheit.
Die Frau, die solange wie möglich anonym bleiben will, berichtete den Vorfall zunächst nur ihrer Familie. Doch Parlamentspräsident Abraham Burg riet ihr, Anzeige zu erstatten. Das Ministerium für innere Sicherheit leitete Ermittlungen ein. Dazu erklärte Mordechai vor Journalisten: „Ich gebe mich nicht mit Unsinn ab.“
Oberstaatsanwalt Eliakim Rubinstein unterrichtete gestern Premierminister Ehud Barak über die Affäre, die gerade rechtzeitig zum internationalen Frauentag an die Öffentlichkeit kommt. Die Abgeordnete Sahava Galon, mit der sich die Mitarbeiterin Mordechais beriet, lobte den Mut der jungen Frau und rief alle Opfer sexueller Belästigungen dazu auf, sich an die Polizei zu wenden. Selbst aus den Reihen von Mordechais Zentrumspartei und aus dem Kabinett kam inzwischen der Appell an den Verkehrsminister, sein Amt ruhen zu lassen, wenn die Polizei Ermittlungen gegen ihn aufnimmt.
„Mein Mann tut so etwas nicht“, kommentierte hingegen die Ehefrau des Verdächtigen, Kochi Mordechai, die Anschuldigungen. Vor ihrer Ehe war sie Mitarbeiterin im Büro Mordechais. Im vergangenen September mehrten sich in israelischen Medien die Gerüchte darüber, dass sie von ihrem Mann misshandelt werde, was sie abstritt. Gegen Mordechai wurde in dieser Angelegenheit nicht ermittelt.
SUSANNE KNAUL
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen