: CDU-Mann zum IWF
Koch-Weser steht nicht mehr zu Verfügung. Schröder schlägt CDU-Mitglied Horst Köhler vor. Ihm werden bessere Chancen bei den USA eingeräumt
von KATHARINA KOUFEN
Caio Koch-Weser hat offensichtlich genug von dem Gerangel um seine Kandidatur als Generaldirektor des Internationalen Währungsfonds (IWF). In einem Brief an Bundeskanzler Gerhard Schröder schrieb er, wegen der „ausdrücklichen Ablehnung“ seiner Kandidatur „durch die Regierung der USA werde es schwer sein, den Konsens zu entwickeln, den die Führung dieser Institution unbedingt braucht“. Deshalb stehe er nicht mehr für den Posten zur Verfügung. Das Auswahlverfahren bezeichnete Koch-Weser als „häufig entwürdigend für den Kandidaten“.
Indes kann der Bundeskanzler es nicht lassen: Nachdem sein erster IWF-Kandidat am Widerstand der USA, aber auch an der nur zögerlich gewährten Unterstützung der anderen EU-Länder, gescheitert ist, präsentiert er flugs einen anderen Deutschen: Horst Köhler, den Präsidenten der Osteuropa-Bank. Ausgerechnet ein CDU-Mann soll jetzt Schröders Ehre retten. Sein Name ist schon ein paar Mal in der IWF-Debatte gefallen. Letzten Samstag rief der Kanzler Köhler an: Ob er ihn als Bewerber vorschlagen dürfe. Köhler sagte ja.
Wie Koch-Weser war Köhler Staatssekretär im Finanzministerium. Beide hatten schon hohe Posten bei einer Entwicklungsbank inne, jener bei der Weltbank, dieser in London bei der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), auch Osteuropabank genannt. Allerdings hat Köhler es dort bis an die Spitze gebracht, während Koch-Weser auch nach 25 Jahren nur den zweiten Platz belegte.
Beide sind zweifellos kompetente Männer. An Koch-Weser wurde kritisiert, ihm mangele es an Erfahrung im Krisenmanagment. Hervorgetan hat sich Köhler hierbei auch nicht. Koch-Weser galt als „ungeeignet“, weil er womöglich zu sehr die Perspektiven einer Entwicklungsbank verinnerlicht hat. Das könnten Kritiker auch von Köhler behaupten.
Einiges spricht aber auch für Köhler: Als enger Berater Helmut Kohls hat er sich im Ausland einen Namen als Währungsexperte gemacht und dürfte daher bessere Chancen bei den Amerikanern haben als Koch-Weser. Zudem gilt er als Kenner des Finanzkrisenherds Russland.
Zwar wäre es wohl klüger, einen ranghöheren Kandidaten aufzustellen – einen ehemaligen Finanzminister oder Notenbankchef, wie es besonders die USA heimlich fordern. Doch die beiden, die im Gespräch waren – Hans Tietmeyer und Karl-Otto Pöhl – sind zu alt für den Posten. CSU-Ex-Minister Theo Waigel dürfte kaum die Unterstützung der Regierung gewinnen – anders als Köhler, der nie als Parteipolitiker aufgetreten ist. Und Oskar Lafontaine gilt in Finanzkreisen als Persona non grata.
portrait, SEITE 11
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